Podcast: Dein gutes Recht
Folge 6
Für die Vernunft – Wie Roland Freisler das Strafrecht zur Waffe machte
Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Mitverschwörer wollen die Welt von Adolf Hitler befreien, doch ihr Attentat 1944 geht schief. Hitler überlebt – und will alle am Attentat Beteiligten „wie Schlachtvieh“ hängen sehen. Die Strafprozesse soll der Richter Roland Freisler führen. Er wird „Blutrichter“ genannt und hat das heutige Strafrecht mitgeprägt. Wird er Hitlers Wunsch nachkommen – oder kann das Recht die Verurteilten vor dem Schlimmsten bewahren?Manuskript zu Folge 6
20. Juli 1944, am Führerhauptquartier Wolfsschanze, in Ostpreußen. Draußen ist es heiß, das Thermometer steigt langsam Richtung 30 Grad. Der Krieg soll enden, zu viele Menschen sind schon umgekommen. Claus Schenk Graf von Stauffenberg will die Welt von Hitler befreien. Er ist einer der wenigen Offiziere, die an den Lagebesprechungen mit Hitler teilnehmen dürfen. Kurz vor der Besprechung entschuldigt sich Stauffenberg, er wolle sich noch ein frisches Hemd anziehen für seinen Vortrag beim Führer. Er geht mit seinem Mitarbeiter in einen Nebenraum. Jetzt muss es schnell gehen. Sie wollen die Bomben scharf stellen, die gleich Adolf Hitler treffen sollen. Mit einer Zange versucht Stauffenberg die Zeitzünder zu aktivieren. Die erste Bombe ist scharf. Plötzlich steht ein Oberfeldwebel in der Tür, um ihn abzuholen. Schnell dreht Stauffenberg sich um und lässt dabei die scharfgestellte Bombe in seine Aktentasche gleiten. Er folgt dem Oberfeldwebel. Sein Mitarbeiter bleibt mit der zweiten Bombe zurück.
Weil es so heiß ist, findet die Besprechung in einer Holzbaracke statt. Die Fenster sind weit geöffnet. Stauffenberg drängt sich in die Nähe des Führers. Er stellt seine Tasche unter den massiven Kartentisch und schiebt sie so nah wie möglich an Hitler ran. Unter einem Vorwand verlässt er die Besprechung. Um 12:42 Uhr explodiert die Bombe. Stauffenberg beobachtet, wie ein Verletzter aus der Baracke getragen wird, und macht sich schnell auf den Rückweg. Was er in diesem Moment noch nicht weiß: Hitler hat das Attentat überlebt. Die fehlende zweite Bombe, die geöffneten Fenster, der massive Eichentisch – all das verhindert, dass das Attentat gelingt. Hitler kommt mit ein paar blauen Flecken davon.
Stauffenberg und drei Mitverschwörer werden noch in derselben Nacht ohne Gerichtsverfahren, also standrechtlich erschossen. Außerdem ordnet Hitler an, dass allen, die am Attentat beteiligt waren, sofort der Prozess gemacht werden muss: „Die müssen sofort hängen ohne jedes Erbarmen. Und das Wichtigste ist, dass sie keine Zeit zu langen Reden erhalten dürfen. Aber der Freisler wird das schon machen.“ ...
Fragen, die in dieser Folge behandelt werden:
Schreiben Sie uns Ihre Gedanken zu dieser Folge an: landeszentrale@blz.bayern.de
- Warum und seit wann gibt es Strafen?
- Was ist eine gerechte Strafe?
- Wie stellt das Strafgesetzbuch sicher, dass Strafen gerecht sind?
- Wie konnten Strafgesetze in der NS-Zeit missbraucht werden?
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