Themenforum Flucht und Vertreibung
Flucht, wilde Vertreibungen und Umsiedlung aus den deutschen Ostgebieten
von Maren RögerBild: Flüchtlinge aus Ostpreußen in einem Pferdewagen unterwegs durch den Schnee nach Westen Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo
Im Zuge des Zweiten Weltkrieges war Europa „on the move“, in Bewegung, wie der frühe Migrationshistoriker Eugene M. Kulischer als Buchtitel formulierte.[1] In Lager und zur Zwangsarbeit deportierte, aus Gründen der ethnopolitischen Neuordnung verschleppte und vor Besatzung und Krieg geflüchtete Menschen waren entwurzelt, ihr Leben vielfach zerstört.
Unter den Millionen, die erzwungenermaßen „on the move“ waren, befanden sich ab 1944 zahlreiche deutsche StaatsbürgerInnen und Angehörige deutschsprachiger Minderheiten, die in den unterschiedlichen Ländern des östlichen und südöstlichen Europas lebten. Insgesamt mussten zehn bis zwölf Millionen Deutsche in den Jahren 1944 bis 1947/48 ihre Heimat im östlichen und südöstlichen Europa verlassen. Der Großteil kam aus den Gebieten, die zuvor deutsches Staatsgebiet gewesen waren und die in Folge des Zweiten Weltkrieges an Polen und die Sowjetunion fielen.
Zu Kriegsbeginn lebten in den Provinzen Ostpreußen, Pommern, Ostbrandenburg, Schlesien sowie in der Freien Stadt Danzig knapp zehn Millionen Deutsche. Die zweitgrößte Gruppe waren die in der Tschechoslowakei lebenden Deutschen, vor allem die Sudetendeutschen. Rund dreieinhalb Millionen wurden im September 1939 als Deutsche gezählt. [2] Wie viele der 1939 in diesen Gebieten Gemeldeten sich auf die Flucht machten, oder später vertrieben wurden, ist bis heute nicht gänzlich zu bestimmen.[3] Von der Zwangsmigration betroffen waren auch die Deutschen auf dem Gebiet der zweiten polnischen Republik sowie in ihren Siedlungsgebieten in der Sowjetunion, in den baltischen Staaten, in Jugoslawien, Rumänien und Ungarn –wobei der Großteil bereits während der NS-Zeit unter der Losung „Heim ins Reich“ in die von NS-Deutschland annektierten polnischen Gebiete umgesiedelt worden waren.[4]
In den einzelnen genannten Regionen – und je nach Zeitpunkt – verliefen die komplexen Prozesse, die heute unter „Flucht und Vertreibung“ zusammengefasst werden, unterschiedlich. Inder Forschung hat sich die idealtypische Unterscheidung in drei Phasen durchgesetzt: „Flucht“, „wilde Vertreibung“ und „Umsiedlung“.
Unter den Millionen, die erzwungenermaßen „on the move“ waren, befanden sich ab 1944 zahlreiche deutsche StaatsbürgerInnen und Angehörige deutschsprachiger Minderheiten, die in den unterschiedlichen Ländern des östlichen und südöstlichen Europas lebten. Insgesamt mussten zehn bis zwölf Millionen Deutsche in den Jahren 1944 bis 1947/48 ihre Heimat im östlichen und südöstlichen Europa verlassen. Der Großteil kam aus den Gebieten, die zuvor deutsches Staatsgebiet gewesen waren und die in Folge des Zweiten Weltkrieges an Polen und die Sowjetunion fielen.
Zu Kriegsbeginn lebten in den Provinzen Ostpreußen, Pommern, Ostbrandenburg, Schlesien sowie in der Freien Stadt Danzig knapp zehn Millionen Deutsche. Die zweitgrößte Gruppe waren die in der Tschechoslowakei lebenden Deutschen, vor allem die Sudetendeutschen. Rund dreieinhalb Millionen wurden im September 1939 als Deutsche gezählt. [2] Wie viele der 1939 in diesen Gebieten Gemeldeten sich auf die Flucht machten, oder später vertrieben wurden, ist bis heute nicht gänzlich zu bestimmen.[3] Von der Zwangsmigration betroffen waren auch die Deutschen auf dem Gebiet der zweiten polnischen Republik sowie in ihren Siedlungsgebieten in der Sowjetunion, in den baltischen Staaten, in Jugoslawien, Rumänien und Ungarn –wobei der Großteil bereits während der NS-Zeit unter der Losung „Heim ins Reich“ in die von NS-Deutschland annektierten polnischen Gebiete umgesiedelt worden waren.[4]
In den einzelnen genannten Regionen – und je nach Zeitpunkt – verliefen die komplexen Prozesse, die heute unter „Flucht und Vertreibung“ zusammengefasst werden, unterschiedlich. Inder Forschung hat sich die idealtypische Unterscheidung in drei Phasen durchgesetzt: „Flucht“, „wilde Vertreibung“ und „Umsiedlung“.
Die „Flucht“
Erstens ist die Phase der Flucht zu nennen, die bereits 1944 einsetzte. Das schnelle Vorrücken der Roten Armee machte vielen Menschen Angst. Die nationalsozialistische Propaganda hatte Befürchtungen vor den zu erwartenden Gewalttaten des Stalinschen Heeres über Monate, seitdem sich die Kräfteverhältnisse im Krieg zu ihren Ungunsten gewendet hatten, weiter systematisch geschürt. Gerüchte über Gräueltaten und die Überzeichnung tatsächlicher Verbrechen durch die NS-Propaganda trugen zur Massenflucht bei. Beispielhaft steht dafür der ostpreußische Ort Nemmersdorf, der von der Sowjetarmee im Herbst 1944 eingenommen wurde, bevor die Wehrmacht ihn zurückeroberte. Die stattgefundenen Verbrechen an den Zivilisten wurden von den deutschen Propagandakompanien wiederum ausführlich genutzt: Sie veröffentlichten Fotografien von brutal zugerichteten Leichen, wobei tatsächlich erfolgte sexuelle Gewalt ausgestellt wurde, aber Gewaltdarstellungen zuweilen auch erst inszeniert worden zu sein scheinen.
Millionen machten sich in jenen Monaten auf, zuerst aus Ostpreußen, später auch aus Schlesien und Pommern. Sie flüchteten allein, in Kleingruppen oder Trecks. Unterwegs waren vor allem Frauen, Kinder und Ältere. Jene Fluchten aus den Gebieten, die zuvor überwiegend deutsches Staatsgebiet waren, geschahen ohne längere Vorbereitungsmöglichkeit. Die örtlichen Behörden evakuierten nicht, sondern folgten vielmehr den Durchhalteparolen des Regimes, weshalb die NS-Regierung eine „[e]rhebliche Schuld an dem Ausmaß des Chaos hatte“.[5]
Die Flucht aus Ostpreußen wurde erschwert durch den strengen Winter 1944/45. Seine Kälte setzte den Flüchtlingen in dieser Phase zu und kostete zahlreiche Leben, vor allem von Kindern. Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen sind es jene Aufnahmen der Flüchtlingstrecks aus Ostpreußen, die sich in Schnee und Eis vorwärtskämpften, die bis heute die Vorstellungen von Flucht und Vertreibung prägen.
Auf ihren teils planlosen Routen gerieten zahlreiche Personen zwischen die Fronten und starben im Kriegsgeschehen. Als die Sowjetarmee weiter nach Westen vorrückte, schnitten sie den Flüchtlingen im Januar 1945 den Landweg ab. Als Anlaufstelle wählten diese nun die Ostseehäfen, in denen sich Massen verzweifelter Menschen sammelten. Das deutsche Militär, das zuvor eigene Belange des Rückzugs priorisiert hatte, entschloss sich angesichts der humanitären Notlage, Zivilisten mit auf die Schiffe aufzunehmen. Ca. 250.000 Personen sind aus den Häfen von Danzig bis Swinemünde ausgeschifft worden, wobei sowjetische Angriffe zu zahlreichen, bis heute nicht genau bezifferbaren, Todesopfern führten. Am bekanntesten ist der Untergang der „Wilhelm Gustloff“, zuvor ein Schiff der nationalsozialistischen „Kraft durch Freude“-Organisation, bei dem mehrere Tausend Menschen zu Tode kamen. Dieses Ereignis fand in Filmen und Romanen der Bundesrepublik seinen Niederschlag. 2003 griff Günter Grass den Untergang des Schiffes auf, um den öffentlichen Umgang mit Flucht und Vertreibung nach 1945 zu kritisieren. Laut Grass habe die Gesellschaft das Leid der Betroffenen nicht gewürdigt, was sie in revisionistische Kreise getrieben habe. Diese These eines Tabus ist danach in der Öffentlichkeit häufig unkritisch wiederholt worden, nicht zuletzt fügte sie sich ein in eine Ende der 1990er begonnene Debatte über die Opfer des Bombenkriegs ein, die ebenfalls – verkürzend – ein Erinnerungstabu und Empathiemangel postulierte. HistorikerInnen haben inzwischen präzise herausgearbeitet, wie präsent das Thema von Flucht und Vertreibung seit der unmittelbaren Nachkriegszeit war, aber auch, dass es seit den späten 1960er Jahren ein stark politisiertes und zunehmend polarisierendes wurde.[6]
Die Flucht aus Ostpreußen über das zugefrorene Haff oder per Schiff dominiert das bundesrepublikanische kollektive Gedenken an jene Phase. Doch auch aus Pommern und Schlesien begannen die Menschen, massenhaft zu fliehen, viele in der Hoffnung, in wenigen Wochen oder Monaten wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Ihre Wege waren aufgrund mangelnder Ausstattung oft strapaziös; in ihrer Versorgung waren sie auf die Güte der Mitmenschen angewiesen, da staatliche Strukturen nicht griffen. Zudem kam es in dieser Phase zu massenhaften Übergriffen der sowjetischen Soldaten, darunter Vergewaltigungen durch Einzel- und Gruppentäter.
Millionen machten sich in jenen Monaten auf, zuerst aus Ostpreußen, später auch aus Schlesien und Pommern. Sie flüchteten allein, in Kleingruppen oder Trecks. Unterwegs waren vor allem Frauen, Kinder und Ältere. Jene Fluchten aus den Gebieten, die zuvor überwiegend deutsches Staatsgebiet waren, geschahen ohne längere Vorbereitungsmöglichkeit. Die örtlichen Behörden evakuierten nicht, sondern folgten vielmehr den Durchhalteparolen des Regimes, weshalb die NS-Regierung eine „[e]rhebliche Schuld an dem Ausmaß des Chaos hatte“.[5]
Die Flucht aus Ostpreußen wurde erschwert durch den strengen Winter 1944/45. Seine Kälte setzte den Flüchtlingen in dieser Phase zu und kostete zahlreiche Leben, vor allem von Kindern. Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen sind es jene Aufnahmen der Flüchtlingstrecks aus Ostpreußen, die sich in Schnee und Eis vorwärtskämpften, die bis heute die Vorstellungen von Flucht und Vertreibung prägen.
Auf ihren teils planlosen Routen gerieten zahlreiche Personen zwischen die Fronten und starben im Kriegsgeschehen. Als die Sowjetarmee weiter nach Westen vorrückte, schnitten sie den Flüchtlingen im Januar 1945 den Landweg ab. Als Anlaufstelle wählten diese nun die Ostseehäfen, in denen sich Massen verzweifelter Menschen sammelten. Das deutsche Militär, das zuvor eigene Belange des Rückzugs priorisiert hatte, entschloss sich angesichts der humanitären Notlage, Zivilisten mit auf die Schiffe aufzunehmen. Ca. 250.000 Personen sind aus den Häfen von Danzig bis Swinemünde ausgeschifft worden, wobei sowjetische Angriffe zu zahlreichen, bis heute nicht genau bezifferbaren, Todesopfern führten. Am bekanntesten ist der Untergang der „Wilhelm Gustloff“, zuvor ein Schiff der nationalsozialistischen „Kraft durch Freude“-Organisation, bei dem mehrere Tausend Menschen zu Tode kamen. Dieses Ereignis fand in Filmen und Romanen der Bundesrepublik seinen Niederschlag. 2003 griff Günter Grass den Untergang des Schiffes auf, um den öffentlichen Umgang mit Flucht und Vertreibung nach 1945 zu kritisieren. Laut Grass habe die Gesellschaft das Leid der Betroffenen nicht gewürdigt, was sie in revisionistische Kreise getrieben habe. Diese These eines Tabus ist danach in der Öffentlichkeit häufig unkritisch wiederholt worden, nicht zuletzt fügte sie sich ein in eine Ende der 1990er begonnene Debatte über die Opfer des Bombenkriegs ein, die ebenfalls – verkürzend – ein Erinnerungstabu und Empathiemangel postulierte. HistorikerInnen haben inzwischen präzise herausgearbeitet, wie präsent das Thema von Flucht und Vertreibung seit der unmittelbaren Nachkriegszeit war, aber auch, dass es seit den späten 1960er Jahren ein stark politisiertes und zunehmend polarisierendes wurde.[6]
Die Flucht aus Ostpreußen über das zugefrorene Haff oder per Schiff dominiert das bundesrepublikanische kollektive Gedenken an jene Phase. Doch auch aus Pommern und Schlesien begannen die Menschen, massenhaft zu fliehen, viele in der Hoffnung, in wenigen Wochen oder Monaten wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Ihre Wege waren aufgrund mangelnder Ausstattung oft strapaziös; in ihrer Versorgung waren sie auf die Güte der Mitmenschen angewiesen, da staatliche Strukturen nicht griffen. Zudem kam es in dieser Phase zu massenhaften Übergriffen der sowjetischen Soldaten, darunter Vergewaltigungen durch Einzel- und Gruppentäter.
„Wilde Vertreibungen“
Als zweite Phase des gesamten Prozesses wird die Phase der sogenannten „wilden Vertreibungen“ benannt, die zwischen dem sowjetischen Vormarsch und der Potsdamer Konferenz Anfang August 1945 zu verorten ist.
Dies war die gewaltsamste Phase von Flucht und Vertreibung – in ihr entluden sich Rachegefühle der sowjetischen Soldaten und in Teilen der polnischen Bevölkerung. Je nach Gebiet hatten sie selbst ein brutales deutsches Besatzungsregime erleiden müssen, das unter der Zivilbevölkerung Millionen Opfer forderte, bzw. waren in den bereits vor 1939 deutschen Gebieten als PolInnen einer systematischen Entrechtungs- und Ausbeutungspolitik unterworfenSeit dem deutschen Überfall im September 1939 auf das polnische Staatsgebiet war der Alltag der polnischen Bevölkerung von Erniedrigungen, Hunger und Elend geprägt. Die deutschen Besatzer brachten Vertreibung und Vernichtung über das Land. Sie ermordeten den Großteil der jüdischen Bürgerinnen und Bürger des Landes; weitere Millionen nicht-jüdische Opfer forderte die Gewalt- und wirtschaftliche Ausbeutungspolitik. Zudem überlebten weitere Millionen physisch versehrt, abgesehen von den psychischen Traumata, von denen so gut wie jede Familie betroffen war. Familien wurden zerrissen und die Infrastruktur des Landes zu Kriegsende zerstört. Auch Zwangsumsiedlungen waren ein wesentliches Element der Besatzungspolitik in den von NS-Deutschland okkupierten Westgebieten Polens. Ohne die massenhafte Deportation von Zwangsarbeitern ins „Reich“ mit einzurechnen,[7] kommt der polnische Historiker Piotr Madajczyk zu folgendem Schluss: „Insgesamt umfassten die Zwangsaussiedlungen in den polnischen Gebieten über 1,65 Millionen Personen, im Warthegau (das Posener Gebiet war am stärksten betroffen) trafen sie 15 Prozent der Vorkriegsbevölkerung.“[8]
Die NS-Besatzung begann Mitte 1944 zu enden, als die Rote Armee die polnischen Gebiete, die von den Deutschen 1939 bzw. 1941 besetzt wurden, erreichte. Unmittelbar auf die militärische Vorhut der Sowjets folgten polnische kommunistische Bataillone und das sogenannte „Nationale Befreiungskomitee“, das als provisorische Regierung fungierte und schließlich 1945 auch als solche eingesetzt wurde. Auf diese Weise wurde das neue Gesellschaftssystem nach sowjetischem Vorbild etabliert. Aber erst mit dem Überschreiten der Oder-Neiße-Grenze im Frühjahr 1945 durch die Rote Armee wurden die Gebiete östlich davon einer polnischen Zivilverwaltung unterstellt. Neuere polnische Arbeiten weisen darauf hin, dass die Macht teilweise erst im Sommer 1945 – und in den ehemals deutschen Ostgebieten noch später – von der Roten Armee auf die polnische Verwaltung überging, und sprechen deshalb von einer „Doppelherrschaft“ in dieser Phase.[9] Die Fluchtbewegungen der Deutschen bis Mitte Juni 1945 fallen also in eine Zeit geteilter Verantwortung.
Entgegen der begrifflichen Suggestion, dass die wilden Vertreibungen spontan gewesen seien, folgten sie zum Teil doch einer Strategie. So wollten beispielsweise die polnischen Behörden in ihren Gebieten mit den wilden Vertreibungen vor der Konferenz in Potsdam deren Teilnehmer vor vollendete Tatsachen stellen. Ab Mitte Juni 1945 forcierte die polnische Verwaltung die Zwangsaussiedlungen. Von Mitte Juni bis Mitte Juli 1945 wurde beispielsweise die Bevölkerung, die in der Nähe der zu erwartenden künftigen Grenzen an Oder und Neiße lebte, von Militär und Miliz vertrieben. Auch andere Gebiete wurden nach einem festen Plan geräumt.[10] Die Vertreibungen dieser Phase waren nicht mit der Sowjetunion abgesprochen.[11] Mit ihnen versuchte die polnische Verwaltung, so schnell als möglich Fakten zu schaffen. Hintergrund war das sich verschlechternde Klima zwischen der Sowjetunion und den Westalliierten, insbesondere Großbritannien. Dessen Regierung hatte mit der bürgerlichen Exilregierung Polens, die seit dem Einmarsch der Sowjetunion in London saß, mehrfach über eine Westverschiebung Polens gesprochen und derartige Pläne, die die massenhafte Umsiedlung der Deutschen einschlossen, bereits goutiert.[12] Vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden sowjetisch-westlichen Antagonismus erschien es zunehmend unwahrscheinlich, dass der kommunistischen Regierung Polens zugestanden werden würde, was „der bürgerlichen quasi aufgedrängt“ worden war.[13]
Diese geplanten wilden Vertreibungen waren nicht nur von Gewalt während der Ausweisung aus dem Heimatort begleitet, sondern bescherten den Betroffenen eine ganze Reihe an unterschiedlichen Gewalterfahrungen bis zu ihrer Ankunft jenseits von Oder und Neiße: Morde, Vergewaltigungen, Überfälle, Plünderungen und Nahrungsmittelknappheit waren an der Tagesordnung. Rache war angesichts der Tatsache, wie sehr die polnische Gesellschaft unter der gewaltsamen deutschen Besatzung gelitten hatte ein wichtiges Motiv, bei Weitem aber nicht das alleinige. Vielmehr wurden Racheempfindungen politisch instrumentalisiert, um die Fluchtbewegungen der Deutschen in den fortan polnischen Gebieten voranzutreiben und zu steuern. Größere pogromartige Ausschreitungen sind – im Gegensatz zur Vertreibung der Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei – im polnischen Fall aber nicht überliefert.[14]
Trotz des rücksichtslosen Vorgehens der polnischen Verwaltung während der Phase der wilden Vertreibungen hatte sich die Anzahl der Deutschen im Gebiet nicht nennenswert verringert. Ein großer Teil der Bevölkerung hegte die Hoffnung, die Gewalt ziehe vorüber und sie könnte an dem Ort bleiben, an dem ihre Familien teils seit Generationen lebten. Erst die organisierten Zwangsumsiedlungen nach dem Potsdamer Abkommen sollten nach und nach zu einer Entvölkerung des Gebiets von seiner deutschen Bevölkerung führen.[15] Oder, wie der Historiker Christian Lotz es mit Blick auf erinnerungspolitische Legitimierungsstrategien durch Opferzahlen formuliert: Es bleibe festzuhalten, „dass keineswegs die Mehrheit der Flüchtlinge und Vertriebenen auf dem Wege der ‚wilden? Vertreibungen ihre Heimat verlassen musste“.[16] Wie viele Deutsche die polnischen Gebiete während der Phase der wilden Vertreibung verließen, war lange umstritten. Neuere Arbeiten sehen ihre Zahl aber bei rund 400.000 Menschen.[17]
Dies war die gewaltsamste Phase von Flucht und Vertreibung – in ihr entluden sich Rachegefühle der sowjetischen Soldaten und in Teilen der polnischen Bevölkerung. Je nach Gebiet hatten sie selbst ein brutales deutsches Besatzungsregime erleiden müssen, das unter der Zivilbevölkerung Millionen Opfer forderte, bzw. waren in den bereits vor 1939 deutschen Gebieten als PolInnen einer systematischen Entrechtungs- und Ausbeutungspolitik unterworfenSeit dem deutschen Überfall im September 1939 auf das polnische Staatsgebiet war der Alltag der polnischen Bevölkerung von Erniedrigungen, Hunger und Elend geprägt. Die deutschen Besatzer brachten Vertreibung und Vernichtung über das Land. Sie ermordeten den Großteil der jüdischen Bürgerinnen und Bürger des Landes; weitere Millionen nicht-jüdische Opfer forderte die Gewalt- und wirtschaftliche Ausbeutungspolitik. Zudem überlebten weitere Millionen physisch versehrt, abgesehen von den psychischen Traumata, von denen so gut wie jede Familie betroffen war. Familien wurden zerrissen und die Infrastruktur des Landes zu Kriegsende zerstört. Auch Zwangsumsiedlungen waren ein wesentliches Element der Besatzungspolitik in den von NS-Deutschland okkupierten Westgebieten Polens. Ohne die massenhafte Deportation von Zwangsarbeitern ins „Reich“ mit einzurechnen,[7] kommt der polnische Historiker Piotr Madajczyk zu folgendem Schluss: „Insgesamt umfassten die Zwangsaussiedlungen in den polnischen Gebieten über 1,65 Millionen Personen, im Warthegau (das Posener Gebiet war am stärksten betroffen) trafen sie 15 Prozent der Vorkriegsbevölkerung.“[8]
Die NS-Besatzung begann Mitte 1944 zu enden, als die Rote Armee die polnischen Gebiete, die von den Deutschen 1939 bzw. 1941 besetzt wurden, erreichte. Unmittelbar auf die militärische Vorhut der Sowjets folgten polnische kommunistische Bataillone und das sogenannte „Nationale Befreiungskomitee“, das als provisorische Regierung fungierte und schließlich 1945 auch als solche eingesetzt wurde. Auf diese Weise wurde das neue Gesellschaftssystem nach sowjetischem Vorbild etabliert. Aber erst mit dem Überschreiten der Oder-Neiße-Grenze im Frühjahr 1945 durch die Rote Armee wurden die Gebiete östlich davon einer polnischen Zivilverwaltung unterstellt. Neuere polnische Arbeiten weisen darauf hin, dass die Macht teilweise erst im Sommer 1945 – und in den ehemals deutschen Ostgebieten noch später – von der Roten Armee auf die polnische Verwaltung überging, und sprechen deshalb von einer „Doppelherrschaft“ in dieser Phase.[9] Die Fluchtbewegungen der Deutschen bis Mitte Juni 1945 fallen also in eine Zeit geteilter Verantwortung.
Entgegen der begrifflichen Suggestion, dass die wilden Vertreibungen spontan gewesen seien, folgten sie zum Teil doch einer Strategie. So wollten beispielsweise die polnischen Behörden in ihren Gebieten mit den wilden Vertreibungen vor der Konferenz in Potsdam deren Teilnehmer vor vollendete Tatsachen stellen. Ab Mitte Juni 1945 forcierte die polnische Verwaltung die Zwangsaussiedlungen. Von Mitte Juni bis Mitte Juli 1945 wurde beispielsweise die Bevölkerung, die in der Nähe der zu erwartenden künftigen Grenzen an Oder und Neiße lebte, von Militär und Miliz vertrieben. Auch andere Gebiete wurden nach einem festen Plan geräumt.[10] Die Vertreibungen dieser Phase waren nicht mit der Sowjetunion abgesprochen.[11] Mit ihnen versuchte die polnische Verwaltung, so schnell als möglich Fakten zu schaffen. Hintergrund war das sich verschlechternde Klima zwischen der Sowjetunion und den Westalliierten, insbesondere Großbritannien. Dessen Regierung hatte mit der bürgerlichen Exilregierung Polens, die seit dem Einmarsch der Sowjetunion in London saß, mehrfach über eine Westverschiebung Polens gesprochen und derartige Pläne, die die massenhafte Umsiedlung der Deutschen einschlossen, bereits goutiert.[12] Vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden sowjetisch-westlichen Antagonismus erschien es zunehmend unwahrscheinlich, dass der kommunistischen Regierung Polens zugestanden werden würde, was „der bürgerlichen quasi aufgedrängt“ worden war.[13]
Diese geplanten wilden Vertreibungen waren nicht nur von Gewalt während der Ausweisung aus dem Heimatort begleitet, sondern bescherten den Betroffenen eine ganze Reihe an unterschiedlichen Gewalterfahrungen bis zu ihrer Ankunft jenseits von Oder und Neiße: Morde, Vergewaltigungen, Überfälle, Plünderungen und Nahrungsmittelknappheit waren an der Tagesordnung. Rache war angesichts der Tatsache, wie sehr die polnische Gesellschaft unter der gewaltsamen deutschen Besatzung gelitten hatte ein wichtiges Motiv, bei Weitem aber nicht das alleinige. Vielmehr wurden Racheempfindungen politisch instrumentalisiert, um die Fluchtbewegungen der Deutschen in den fortan polnischen Gebieten voranzutreiben und zu steuern. Größere pogromartige Ausschreitungen sind – im Gegensatz zur Vertreibung der Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei – im polnischen Fall aber nicht überliefert.[14]
Trotz des rücksichtslosen Vorgehens der polnischen Verwaltung während der Phase der wilden Vertreibungen hatte sich die Anzahl der Deutschen im Gebiet nicht nennenswert verringert. Ein großer Teil der Bevölkerung hegte die Hoffnung, die Gewalt ziehe vorüber und sie könnte an dem Ort bleiben, an dem ihre Familien teils seit Generationen lebten. Erst die organisierten Zwangsumsiedlungen nach dem Potsdamer Abkommen sollten nach und nach zu einer Entvölkerung des Gebiets von seiner deutschen Bevölkerung führen.[15] Oder, wie der Historiker Christian Lotz es mit Blick auf erinnerungspolitische Legitimierungsstrategien durch Opferzahlen formuliert: Es bleibe festzuhalten, „dass keineswegs die Mehrheit der Flüchtlinge und Vertriebenen auf dem Wege der ‚wilden? Vertreibungen ihre Heimat verlassen musste“.[16] Wie viele Deutsche die polnischen Gebiete während der Phase der wilden Vertreibung verließen, war lange umstritten. Neuere Arbeiten sehen ihre Zahl aber bei rund 400.000 Menschen.[17]
Umsiedlungen aus den polnischen Gebieten nach dem Potsdamer Abkommen
Weiter wird, drittens, unterschieden in die Phase der vertraglich festgelegten „Umsiedlungen“ in Folge des Potsdamer Abkommens. Im August 1945 wurde von den Alliierten der „Bevölkerungstransfer“ beschlossen, wie es euphemistisch hieß, undein ordnungsgemäßer und humaner Umgang angeordnet. Doch die die Vertreibung begleitenden Umstände verbesserten sich zunächst nur geringfügig. Die polnischen Behörden verlangsamten den Vorgang zwar, da das Abkommen auch die künftigen Grenzen festschrieb und eine schnelle Politik der geschaffenen Fakten obsolet machte. Das Chaos bei den Umsiedlungen wurde jedoch nur schrittweise geringer. Zuerst beschränkte sich die ‘ordnungsgemäßeund humaneWeise?“, wie es im Abkommen hieß, auf die Ausweitung der Packdauer und des -umfangs. Ab Mitte 1946 konnte man dann von einer geordneten Umsiedlung, wie im Potsdamer Abkommen vereinbart, sprechen. Trotzdem kam es in den unbeheizten Zügen bis zum Winter 1946/1947 zu kältebedingten Todesfällen, was schließlich – nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen Drucks aus dem Westen – zur Aussetzung der Aussiedlungen in den kältesten Monaten führte.[18] 1947 ging dann die Hauptphase der Aussiedlung aus Polen zu Ende.
Die ehemals deutschen Ostgebiete waren bis Mitte des Jahres 1946 ein „praktisch rechtsfreier Raum“, in dem besonders die verbliebenen Deutschen Schikanen von Seiten der Administration ausgesetzt waren, aber auch „zum bevorzugten Opfer von Kriminellen und Banden“ wurden.[19] Gleichsetzungen mit dem amerikanischen „Wilden Westen“ wurden zeitgenössisch erstmals formuliert.[20]
Die Forschungen der letzten Jahre vermitteln ein differenziertes Bild davon, wie die Monate und Jahre in den nun polnischen Territorien abliefen, wie zentrale Politik, regionale Interessenslagen und lokale Akteure das Verhältnis zwischen den noch anwesenden Deutschen und den überwiegend neu hinzugekommenen Polen beeinflussten. Insbesondere das mehrbändige Werk „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden“, aber auch zahlreiche monographische Städte- und Regionalstudien vermitteln ein komplexes Bild der Akteure und der sich wandelnden Aktionen und Motive.[21] Sowohl die deutsch- als auch die polnischsprachige Geschichtswissenschaft legte seit den 1990er Jahren einen Fokus auf die Geschichte der Vertreibung der Deutschen, wobei viele Projekte als bilaterale Kooperationsprojekte entstanden. Nach Jahrzehnten der Politisierung des Themas zwischen beiden Ländern fand so eine multiperspektivische Aufarbeitung statt, wenngleich Begriffe noch unterschiedlich benutzt werden.
Die im Deutschen gängigen Termini „Flucht und Vertreibung“ bzw. „Vertreibung“ waren lange Zeit insbesondere zwischen dem kommunistischen Polen und Westdeutschland sehr umstritten. Der polnische Historiker Wlodzimierz Borodziej sieht deshalb „die ‚Vertreibung? [als] eine[n] Schlüsselbegriff und Symbol des polnisch-westdeutschen Nachkriegskonfliktes“.[22] Dies lässt sich aus der unterschiedlichen geschichtspolitischen Positionierung der Staaten erklären. Nach 1989 konnte sich ein freierer Umgang mit den Termini in den ehemals kommunistischen Ländern entwickeln. Und zumindest für die geschichtswissenschaftliche Zunft „hat der Streit um Begriffe seinen Sinn verloren“,[23] so Borodziej. Auch polnische Historiker bedienen sich der Termini, teils zur Kennzeichnung der Phase der wilden Vertreibungen, teils synonym zu Zwangsmigration oder Aussiedlung.[24]
Angenähert haben sich polnische und deutsche HistorikerInnen auch hinsichtlich der Opferzahlen.
Als plausibelste Schätzung, auf die sich deutsche und polnische ExpertInnen geeinigt haben, gilt, dass ca. 420.000 Personen in den nach 1945 dann polnischen Territorien zu Tode kamen. 200.000 starben bei den Deportationen in die Sowjetunion, 40.000 in den dortigen Lagern und 120.000 durch verschiedene Gewalttaten, verübt vor allem von Sowjetsoldaten. 60.000 Opfer verloren in polnischen Lagern für Deutsche ihr Leben. Die Internierungslager Lamsdorf, Schwientochlowitz(-Zgoda) und Potulitz erlangten in diesem Zusammenhang traurige Berühmtheit. Seuchen, Nahrungsmittelknappheit und die Brutalität der Lagerkommandanten führten zu hohen Opferzahlen.[25] Der polnische Historiker Borodziej bemerkt hierzu, „dass die Art der Behandlung der Deutschen 1945 und 1946 innerhalb der polnischen Gesellschaft kaum auf Widerspruch stieß“, fügt aber an, dass die Lager nur einem kleinen Kreis bekannt gewesen seien.[26] Ältere deutsche Zahlen hinsichtlich der mutmaßlichen Opfer, die maßgeblich auf der Schieder-Dokumentation beruhten, mussten insgesamt entschieden nach unten korrigiert werden.
Die ehemals deutschen Ostgebiete waren bis Mitte des Jahres 1946 ein „praktisch rechtsfreier Raum“, in dem besonders die verbliebenen Deutschen Schikanen von Seiten der Administration ausgesetzt waren, aber auch „zum bevorzugten Opfer von Kriminellen und Banden“ wurden.[19] Gleichsetzungen mit dem amerikanischen „Wilden Westen“ wurden zeitgenössisch erstmals formuliert.[20]
Die Forschungen der letzten Jahre vermitteln ein differenziertes Bild davon, wie die Monate und Jahre in den nun polnischen Territorien abliefen, wie zentrale Politik, regionale Interessenslagen und lokale Akteure das Verhältnis zwischen den noch anwesenden Deutschen und den überwiegend neu hinzugekommenen Polen beeinflussten. Insbesondere das mehrbändige Werk „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden“, aber auch zahlreiche monographische Städte- und Regionalstudien vermitteln ein komplexes Bild der Akteure und der sich wandelnden Aktionen und Motive.[21] Sowohl die deutsch- als auch die polnischsprachige Geschichtswissenschaft legte seit den 1990er Jahren einen Fokus auf die Geschichte der Vertreibung der Deutschen, wobei viele Projekte als bilaterale Kooperationsprojekte entstanden. Nach Jahrzehnten der Politisierung des Themas zwischen beiden Ländern fand so eine multiperspektivische Aufarbeitung statt, wenngleich Begriffe noch unterschiedlich benutzt werden.
Die im Deutschen gängigen Termini „Flucht und Vertreibung“ bzw. „Vertreibung“ waren lange Zeit insbesondere zwischen dem kommunistischen Polen und Westdeutschland sehr umstritten. Der polnische Historiker Wlodzimierz Borodziej sieht deshalb „die ‚Vertreibung? [als] eine[n] Schlüsselbegriff und Symbol des polnisch-westdeutschen Nachkriegskonfliktes“.[22] Dies lässt sich aus der unterschiedlichen geschichtspolitischen Positionierung der Staaten erklären. Nach 1989 konnte sich ein freierer Umgang mit den Termini in den ehemals kommunistischen Ländern entwickeln. Und zumindest für die geschichtswissenschaftliche Zunft „hat der Streit um Begriffe seinen Sinn verloren“,[23] so Borodziej. Auch polnische Historiker bedienen sich der Termini, teils zur Kennzeichnung der Phase der wilden Vertreibungen, teils synonym zu Zwangsmigration oder Aussiedlung.[24]
Angenähert haben sich polnische und deutsche HistorikerInnen auch hinsichtlich der Opferzahlen.
Als plausibelste Schätzung, auf die sich deutsche und polnische ExpertInnen geeinigt haben, gilt, dass ca. 420.000 Personen in den nach 1945 dann polnischen Territorien zu Tode kamen. 200.000 starben bei den Deportationen in die Sowjetunion, 40.000 in den dortigen Lagern und 120.000 durch verschiedene Gewalttaten, verübt vor allem von Sowjetsoldaten. 60.000 Opfer verloren in polnischen Lagern für Deutsche ihr Leben. Die Internierungslager Lamsdorf, Schwientochlowitz(-Zgoda) und Potulitz erlangten in diesem Zusammenhang traurige Berühmtheit. Seuchen, Nahrungsmittelknappheit und die Brutalität der Lagerkommandanten führten zu hohen Opferzahlen.[25] Der polnische Historiker Borodziej bemerkt hierzu, „dass die Art der Behandlung der Deutschen 1945 und 1946 innerhalb der polnischen Gesellschaft kaum auf Widerspruch stieß“, fügt aber an, dass die Lager nur einem kleinen Kreis bekannt gewesen seien.[26] Ältere deutsche Zahlen hinsichtlich der mutmaßlichen Opfer, die maßgeblich auf der Schieder-Dokumentation beruhten, mussten insgesamt entschieden nach unten korrigiert werden.
Fußnoten
[1] Eugene M. Kulischer: Europe on the Move. War and Population Changes 1917-47, New York 1948.
[2] Diese und alle weiteren Zahlenangaben zur Bevölkerung nach Gerhard Reichling: Umsiedler, Verschleppte, Vertriebene, Aussiedler 1940-1985 (= Die deutschen Vertriebenen in Zahlen 1), Bonn 1986 S. 17.
[3] Vgl. zu einer längeren Debatte Haar, Ingo (2007): „Bevölkerungsbilanzen“ und „Vertreibungsverluste“. Zur Wissenschaftsgeschichte der deutschen Opferangaben aus Flucht und Vertreibung. In: Josef Ehmer, Ursula. Ferdinand und Jürgen. Reulecke (Hg.): Herausforderung Bevölkerung. Zu Entwicklungen des modernen Denkens über die Bevölkerung vor, im und nach dem "Dritten Reich". Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden (Springer-11776 /Dig. Serial]), S. 267–281.
[4] Die für September 1939 angegebenen Bevölkerungszahlen lauten im Einzelnen: Sowjetunion (1,4 Millionen), baltische Staaten (250-000), Jugoslawien (536.000), Rumänien (782.000), Ungarn (600.000) und in den polnischen Gebieten (1,2 Millionen).
[5] Philipp Ther: Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945-1956 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 127), Göttingen 1998, S. 54.
[6] Kritik an der These bei Maren Röger: Flucht, Vertreibung und Umsiedlung. Mediale Erinnerungen und Debatten in Deutschland und Polen seit 1989 (= Studien zur Ostmitteleuropaforschung 23), Marburg 2011. Zu den Phasen der Erinnerung vgl. ebd., S. 41-45; und Stephan Scholz/Maren Röger/Bill Niven (Hg.): Die Erinnerung an Flucht und Vertreibung. Ein Handbuch der Medien und Praktiken, Paderborn 2015.
[7] Davon waren ca. zwei Millionen Polen betroffen.
[8] Piotr Madajczyk: Formen der Zwangsmigrationen in Polen 1939-1950, in: Dieter Bingen/Wlodzimierz Borodziej/Stefan Troebst: Vertreibungen europäisch erinnern? Historische Erfahrungen, Vergangenheitspolitik, Zukunftskonzeptionen (= Veröffentlichungen des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt 18), Wiesbaden 2003, S. 110-123, hier S. 117. Zur Problematik von korrekten Zahlenangaben für die ostpolnischen Gebiete während der deutschen Besatzung vgl. Stanislaw Ciesielski: Einleitung, in: ders. (Hg.): Umsiedlung der Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten nach Polen in den Jahren 1944-1947., Marburg 2006 (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas 6), Marburg 2006, S. 1-75, hier S. 25.
[9] Darstellung nach Philipp Ther: Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945-1956 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 127), Göttingen 1998, S. 59.
[10] Vgl. ebd., S. 56-57. Zur Reihenfolge der Vertreibungen vgl. Malgorzata Ruchniewicz: Niemcy [Deutsche], in: Grzegorz Hryciuk/Witold Sienkiewicz,(Hg.): Wysiedlenia wypedzenia i ucieczki 1939-1959. Atlas ziem Polski [Umsiedlungen, Vertreibungen und Fluchtbewegungen 1939-1959. Ein Atlas der polnischen Gebiete], Warszawa 2008, S. 158-203, hier S. 182. Zu den Abläufen der Vertreibung in den polnischen Gebieten vgl. vor allem das umfassende Werk von Wlodzimierz Borodziej/Hans Lemberg (Hg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden …“. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, 4 Bde., (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas), Marburg 2000-2004.
[11] Vgl. Ruchniewicz (wie Anm. 10), hier S. 182.
[12] Vgl. als deutsches Standardwerk zu diesem Thema Detlef Brandes: Der Weg zur Vertreibung 1938-1945. Pläne und Entscheidungen zum „Transfer“ der Deutschen aus der Tschechoslowakei und aus Polen (= Veröffentlichungen des Collegium Carolinum 94), München 2001.
[13] Michael G. Esch: „Ethnische Säuberungen“ zwischen Deutschland und Polen 1939-1950: Überlegungen zu ihrer Genese und Einordnung, in: Ulf Brunnbauer/Michael G. Esch/Holm Sundhaussen (Hg.): Definitionsmacht, Utopie, Vergeltung. „Ethnische Säuberungen“ im östlichen Europa des 20. Jahrhunderts, (= Geschichte 9), Berlin 2006, S. 96-124, hier S. 103.
[14] Vgl. Bernadetta Nitschke: Vertreibung und Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus Polen 1945 bis 1949 (= Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im Östlichen Europa 20), München 2003, S. 172 und S. 201.
[15] Vgl. Ruchniewicz (wie Anm. 10), S. 183.
[16] Christian Lotz: Die Deutung des Verlusts. Erinnerungspolitische Kontroversen im geteilten Deutschland um Flucht, Vertreibung und die Ostgebiete (1948-1972) (= Neue Forschungen zur schlesischen Geschichte 15), Köln 2007, S. 52.
[17] So zum Beispiel Nitschke (wie Anm. 14), S. 147.
[18] Siehe ebd., S. 233.
[19] Ther (wie Anm. 9) S. 61. Vgl. dazu auch Ruchniewicz (wie Anm. 10), S. 186. Für eine konkrete Einzelstadtstudie vgl. Gregor Thum: Die fremde Stadt. Breslau 1945, Berlin 2003.
[20] Vgl. unter ebenjenem Titel Beata Halicka: Polens Wilder Westen. Erzwungene Migration und kulturelle Aneignung des Oderraumes 1945-1948, Frankfurt (Oder) 2011.
[21] Vgl. als Auswahl Halicka (wie Anm. 20); Thum (wie Anm. 19); Jan Musekamp: Zwischen Stettin und Szczecin. Metamorphosen einer Stadt von 1945 bis 2005, Wiesbaden 2010; Wlodzimierz Borodziej/Hans Lemberg (Hg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden …“. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, Band 1: Zentrale Behörden, Wojewodschaft Allenstein, (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas), Marburg 2000; Wlodzimierz Borodziej/Hans Lemberg (Hg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden …“. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, Band 2: Zentralpolen, Wojewodschaft Schlesien (Oberschlesien) (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas), Marburg 2003; Wlodzimierz Borodziej/Hans Lemberg (Hg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden …“. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, Band 3: Wojewodschaft Posen, Wojewodschaft Stettin (Hinterpommern) (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas), Marburg 2004; Wlodzimierz Borodziej/Hans Lemberg (Hg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden …“. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, Band 4: Danziger Pommern, Wojewodschaft Niederschlesien (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas), Marburg 2004; Kerstin Hinrichsen: Die Erfindung der Ziemia Lubuska. Konstruktion und Aneignung einer polnischen Region 1945-1975 (= Kultur- und Sozialgeschichte Osteuropas 5), Göttingen 2017. Siehe auch den Literaturüberblick bei Maren Röger: Ereignis- und Erinnerungsgeschichte von „Flucht und Vertreibung“. Ein Literaturbericht, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 62 (2014), H. 1, S. 49-64.
[22] Wlodzimierz Borodziej: Flucht – Vertreibung – Zwangsaussiedlung, in: Andreas Lawaty/Hubert Orlowski (Hg.): Deutsche und Polen. Geschichte – Kultur – Politik, München 2006, S. 88-95, hier S. 90.
[23] Ebd., S. 95.
[24] Dabei ist die synonyme Verwendung noch nicht Konsens. Die polnische Historikerin Bernadetta Nitschke, die eine der wichtigsten ereignisgeschichtlichen Studien über die Thematik vorlegte, sieht mit der deutschen Begriffsverwendung, der Dominanz des Vertreibungsbegriffs, „die Opferperspektive durchgesetzt“. In Polen dauere die Begriffssuche ihrer Meinung nach noch an. Vgl. Nitschke (wie Anm. 14), S. 29.
[25] Mit den Arbeiten von Edmund Nowak liegen erstmals solide Darstellungen zur Geschichte der Lager vor. Vgl. Edmund Nowak: Lager im Oppelner Schlesien im System der Nachkriegslager in Polen (1945-1950). Geschichte und Implikationen, Opole 2003; ders.: Schatten von Lambinowice. Versuch einer Rekonstruktion der Geschichte des Arbeitslagers in Lambinowice in den Jahren 1945-1946, Opole 1994. Eine essayistische Annäherung, die die Opfer zu Wort kommen lässt, bietet Helga Hirsch: Die Rache der Opfer. Deutsche in polnischen Lagern 1944-1950, Berlin 1998.
[26] Borodziej (wie Anm. 22), hier S. 94 f.
[2] Diese und alle weiteren Zahlenangaben zur Bevölkerung nach Gerhard Reichling: Umsiedler, Verschleppte, Vertriebene, Aussiedler 1940-1985 (= Die deutschen Vertriebenen in Zahlen 1), Bonn 1986 S. 17.
[3] Vgl. zu einer längeren Debatte Haar, Ingo (2007): „Bevölkerungsbilanzen“ und „Vertreibungsverluste“. Zur Wissenschaftsgeschichte der deutschen Opferangaben aus Flucht und Vertreibung. In: Josef Ehmer, Ursula. Ferdinand und Jürgen. Reulecke (Hg.): Herausforderung Bevölkerung. Zu Entwicklungen des modernen Denkens über die Bevölkerung vor, im und nach dem "Dritten Reich". Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden (Springer-11776 /Dig. Serial]), S. 267–281.
[4] Die für September 1939 angegebenen Bevölkerungszahlen lauten im Einzelnen: Sowjetunion (1,4 Millionen), baltische Staaten (250-000), Jugoslawien (536.000), Rumänien (782.000), Ungarn (600.000) und in den polnischen Gebieten (1,2 Millionen).
[5] Philipp Ther: Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945-1956 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 127), Göttingen 1998, S. 54.
[6] Kritik an der These bei Maren Röger: Flucht, Vertreibung und Umsiedlung. Mediale Erinnerungen und Debatten in Deutschland und Polen seit 1989 (= Studien zur Ostmitteleuropaforschung 23), Marburg 2011. Zu den Phasen der Erinnerung vgl. ebd., S. 41-45; und Stephan Scholz/Maren Röger/Bill Niven (Hg.): Die Erinnerung an Flucht und Vertreibung. Ein Handbuch der Medien und Praktiken, Paderborn 2015.
[7] Davon waren ca. zwei Millionen Polen betroffen.
[8] Piotr Madajczyk: Formen der Zwangsmigrationen in Polen 1939-1950, in: Dieter Bingen/Wlodzimierz Borodziej/Stefan Troebst: Vertreibungen europäisch erinnern? Historische Erfahrungen, Vergangenheitspolitik, Zukunftskonzeptionen (= Veröffentlichungen des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt 18), Wiesbaden 2003, S. 110-123, hier S. 117. Zur Problematik von korrekten Zahlenangaben für die ostpolnischen Gebiete während der deutschen Besatzung vgl. Stanislaw Ciesielski: Einleitung, in: ders. (Hg.): Umsiedlung der Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten nach Polen in den Jahren 1944-1947., Marburg 2006 (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas 6), Marburg 2006, S. 1-75, hier S. 25.
[9] Darstellung nach Philipp Ther: Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945-1956 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 127), Göttingen 1998, S. 59.
[10] Vgl. ebd., S. 56-57. Zur Reihenfolge der Vertreibungen vgl. Malgorzata Ruchniewicz: Niemcy [Deutsche], in: Grzegorz Hryciuk/Witold Sienkiewicz,(Hg.): Wysiedlenia wypedzenia i ucieczki 1939-1959. Atlas ziem Polski [Umsiedlungen, Vertreibungen und Fluchtbewegungen 1939-1959. Ein Atlas der polnischen Gebiete], Warszawa 2008, S. 158-203, hier S. 182. Zu den Abläufen der Vertreibung in den polnischen Gebieten vgl. vor allem das umfassende Werk von Wlodzimierz Borodziej/Hans Lemberg (Hg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden …“. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, 4 Bde., (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas), Marburg 2000-2004.
[11] Vgl. Ruchniewicz (wie Anm. 10), hier S. 182.
[12] Vgl. als deutsches Standardwerk zu diesem Thema Detlef Brandes: Der Weg zur Vertreibung 1938-1945. Pläne und Entscheidungen zum „Transfer“ der Deutschen aus der Tschechoslowakei und aus Polen (= Veröffentlichungen des Collegium Carolinum 94), München 2001.
[13] Michael G. Esch: „Ethnische Säuberungen“ zwischen Deutschland und Polen 1939-1950: Überlegungen zu ihrer Genese und Einordnung, in: Ulf Brunnbauer/Michael G. Esch/Holm Sundhaussen (Hg.): Definitionsmacht, Utopie, Vergeltung. „Ethnische Säuberungen“ im östlichen Europa des 20. Jahrhunderts, (= Geschichte 9), Berlin 2006, S. 96-124, hier S. 103.
[14] Vgl. Bernadetta Nitschke: Vertreibung und Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus Polen 1945 bis 1949 (= Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im Östlichen Europa 20), München 2003, S. 172 und S. 201.
[15] Vgl. Ruchniewicz (wie Anm. 10), S. 183.
[16] Christian Lotz: Die Deutung des Verlusts. Erinnerungspolitische Kontroversen im geteilten Deutschland um Flucht, Vertreibung und die Ostgebiete (1948-1972) (= Neue Forschungen zur schlesischen Geschichte 15), Köln 2007, S. 52.
[17] So zum Beispiel Nitschke (wie Anm. 14), S. 147.
[18] Siehe ebd., S. 233.
[19] Ther (wie Anm. 9) S. 61. Vgl. dazu auch Ruchniewicz (wie Anm. 10), S. 186. Für eine konkrete Einzelstadtstudie vgl. Gregor Thum: Die fremde Stadt. Breslau 1945, Berlin 2003.
[20] Vgl. unter ebenjenem Titel Beata Halicka: Polens Wilder Westen. Erzwungene Migration und kulturelle Aneignung des Oderraumes 1945-1948, Frankfurt (Oder) 2011.
[21] Vgl. als Auswahl Halicka (wie Anm. 20); Thum (wie Anm. 19); Jan Musekamp: Zwischen Stettin und Szczecin. Metamorphosen einer Stadt von 1945 bis 2005, Wiesbaden 2010; Wlodzimierz Borodziej/Hans Lemberg (Hg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden …“. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, Band 1: Zentrale Behörden, Wojewodschaft Allenstein, (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas), Marburg 2000; Wlodzimierz Borodziej/Hans Lemberg (Hg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden …“. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, Band 2: Zentralpolen, Wojewodschaft Schlesien (Oberschlesien) (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas), Marburg 2003; Wlodzimierz Borodziej/Hans Lemberg (Hg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden …“. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, Band 3: Wojewodschaft Posen, Wojewodschaft Stettin (Hinterpommern) (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas), Marburg 2004; Wlodzimierz Borodziej/Hans Lemberg (Hg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden …“. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, Band 4: Danziger Pommern, Wojewodschaft Niederschlesien (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas), Marburg 2004; Kerstin Hinrichsen: Die Erfindung der Ziemia Lubuska. Konstruktion und Aneignung einer polnischen Region 1945-1975 (= Kultur- und Sozialgeschichte Osteuropas 5), Göttingen 2017. Siehe auch den Literaturüberblick bei Maren Röger: Ereignis- und Erinnerungsgeschichte von „Flucht und Vertreibung“. Ein Literaturbericht, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 62 (2014), H. 1, S. 49-64.
[22] Wlodzimierz Borodziej: Flucht – Vertreibung – Zwangsaussiedlung, in: Andreas Lawaty/Hubert Orlowski (Hg.): Deutsche und Polen. Geschichte – Kultur – Politik, München 2006, S. 88-95, hier S. 90.
[23] Ebd., S. 95.
[24] Dabei ist die synonyme Verwendung noch nicht Konsens. Die polnische Historikerin Bernadetta Nitschke, die eine der wichtigsten ereignisgeschichtlichen Studien über die Thematik vorlegte, sieht mit der deutschen Begriffsverwendung, der Dominanz des Vertreibungsbegriffs, „die Opferperspektive durchgesetzt“. In Polen dauere die Begriffssuche ihrer Meinung nach noch an. Vgl. Nitschke (wie Anm. 14), S. 29.
[25] Mit den Arbeiten von Edmund Nowak liegen erstmals solide Darstellungen zur Geschichte der Lager vor. Vgl. Edmund Nowak: Lager im Oppelner Schlesien im System der Nachkriegslager in Polen (1945-1950). Geschichte und Implikationen, Opole 2003; ders.: Schatten von Lambinowice. Versuch einer Rekonstruktion der Geschichte des Arbeitslagers in Lambinowice in den Jahren 1945-1946, Opole 1994. Eine essayistische Annäherung, die die Opfer zu Wort kommen lässt, bietet Helga Hirsch: Die Rache der Opfer. Deutsche in polnischen Lagern 1944-1950, Berlin 1998.
[26] Borodziej (wie Anm. 22), hier S. 94 f.
Autorin
Prof. Dr. Maren Röger ist Professorin an der Universität Augsburg im Fachbereich „Transnationale Wechselbeziehungen: Deutschland und das östliche Europa “.