Themenforum Flucht und Vertreibung
Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Südosteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg: Jugoslawien, Rumänien und Ungarn im Vergleich
Bild: Alois Schlögl, bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten von 1948 bis 1954, übergibt den tausendsten Bauernhof an den Siebenbürger Bauern Michael Hoos aus Binsenweiler. Hier steht der Landwirtschaftsminister am Dorfeingang von Dombühl und wird vom Regierungspräsidenten Schregel, den Bürgermeistern des Landkreises und Einwohnern des Dorfes empfangen. Foto: Süddeutsche Zeitung PhotoAm 1. November 1944 verließ Josefina Pirka mit ihrer Familie – drei kleinen Kindern, den Schwiegereltern und ihrem kranken Schwager – mit zwei Pferdewagen ebenso wie viele andere Familien ihren Heimatort Oberjosefsdorf-Krawitz in der Region Slawonien in Kroatien. Fast ein halbes Jahrhundert später berichtete sie über das weitere Schicksal ihrer Familie:[1]„Unser Fluchtweg ging über Ungarn bis in die Oststeiermark. Es war für die späte Jahreszeit eine arge Strapaze, um die Wegstrecke von über 400 km in 18 Tagen zu bewältigen. Als wir unsren Zufluchtsort Seibuttendorf, Kreis Feldbach, erreichten, ging mein Mann an die Front nach Kroatien. Im April 1945 mussten wir vor der russischen Armee bis nach Voitsberg/Weststeiermark flüchten. Schon kurz nach Kriegsende begaben wir uns auf den Rückweg in die Heimat, um unsere Felder zu bestellen […].“
Zurück in Jugoslawien, wurde die Familie von den kommunistischen Partisanen, die nun die Macht ergriffen hatten, interniert und in das Lager Josipovac, das sich in der Nähe ihres Heimatorts befand, gebracht: „Als im Juli 1945 ein Eisenbahntransport (Viehwaggons!) zusammengestellt wurde, sollten auch wir mit diesem Transport weggeschafft werden. Weil aber mein Schwiegervater zu dieser Zeit auf Zwangsarbeit außerhalb des Lagers war, gingen wir nicht mit. […] Das Lager Josipovac wurde nun aufgelöst und die zurückgebliebenen Lagerinsassen in das 16 km entfernte Lager Valpovo zu Fuß gebracht. […] Die Verpflegung in Valpovo war ganz miserabel, ohne Salz, kein Tropfen Milch, kein Zucker und kein Brot, nur Tee und Wassersuppe.“
Ein nächster Eisenbahntransport, den die jugoslawischen Behörden zusammenstellten, sollte die Insassen des Lagers, allesamt Angehörige der deutschen Minderheit, nach Österreich bringen; ihn ließen die britischen Besatzungsbehörden aber nicht passieren – es begann für die Deportierten, unter ihnen Josefina Pirka, eine wochenlange Odyssee mit langen Fußmärschen und wiederholten Lageraufenthalten unter schrecklichen Bedingungen. Nach der Auflösung des Lagers in Valpovo im Mai 1946 versuchte Josefina Pirka, sich mit landwirtschaftlichen Hilfsarbeiten und dann auch am Eisenbahnbau durchzuschlagen, in ständiger Angst, von den jugoslawischen Behörden wieder in ein Lager gesteckt zu werden, da sie über keine gültigen Papiere verfügte. Erst im April 1951 konnte sie mit zwei ihrer drei Kinder nach Graz in Österreich fliehen, wo ihr Gatte bereits wartete, der zuvor aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden war.
Schicksale wie jenes von Josefina Pirka spielten sich in den letzten Monaten des Krieges sowie den ersten Nachkriegsjahren auf dem Gebiet des bis 1944/45 von deutschen Truppen besetzten Jugoslawiens zehntausendfach ab. Diese Lebensgeschichte steht beispielhaft für die Kombination aus Flucht, Vertreibung, Massenmord sowie Tod in Internierungslagern, welche die deutsche Minderheit in Jugoslawien weitgehend zerstörte. Das Beispiel macht auch deutlich, dass es sich hierbei um einen vielgestaltigen Prozess handelte und nicht um ein einmaliges Ereignis. Viele Deutsche etwa flohen vor Kriegsende oder wurden von den sich zurückziehenden Besatzungsbehörden evakuiert, bevor die jugoslawischen Partisanen diese Gebiete befreiten. Von Ort zu Ort konnten die Schicksale sehr verschieden sein, weder alle deutschen Familien noch jugoslawischen Partisanen agierten gleich; außerdem veränderten sich die internationalen Umstände rapide, wie Josefinas Geschichte ebenfalls verdeutlicht: Die Deutschen Jugoslawiens waren Spielball von Mächten, über die sie keinerlei Kontrolle hatten.
Klar ist, dass das Ende der deutschen Minderheit in Jugoslawien nicht erklärt werden kann, ohne die Kriegsereignisse und damit die deutsche Besatzungsherrschaft als zentrales Ursachenbündel zu berücksichtigen. Ein Krieg und insbesondere ein so „totaler“ wie der Zweite Weltkrieg mit seinen nationalsozialistischen Massenverbrechen ist ein Kontext – der Historiker Mathias Beer spricht von „Ausnahmesituation“[2] –, in dem Machthaber und Gewaltakteure radikale, d. h. menschenverachtende, „Lösungen“ umsetzen können, die in Friedenszeiten undenkbar wären. „Ethnische Säuberungen“, wie seit den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien in den 1990ern die gezielte Vertreibung ganzer Volksgruppen aus einem bestimmten Territorium genannt werden, sind ein Phänomen des Krieges und seiner Massengewalt. Hinzu kommt im Falle der Vertreibung der Deutschen aus Jugoslawien, dass diese von den siegreichen Partisanen vor dem Hintergrund ihrer Erfahrung einer brutalen deutschen Besatzungspolitik sowie eines jahrelangen Widerstandskampfes betrieben wurde. Individuelles Rachegefühl spielte hier für die Brutalität und Konsequenz der Vertreibung eine wesentliche Rolle.
Dieser Beitrag hat zum Ziel, zu erklären, warum aus Jugoslawien als Folge des Zweiten Weltkriegs die deutsche Minderheit fast vollständig vertrieben wurde bzw. in den letzten Kriegsmonaten die Flucht aus ihrer Heimat antrat. Um dieses Ereignis besser zu verstehen, ist es hilfreich, auch zwei weitere Länder Südosteuropas in den Blick zu nehmen, in denen es große deutsche Minderheiten gab: Ungarn und Rumänien. Auch in Ungarn plante die Nachkriegsregierung die Vertreibung der Deutschen, und viele wurden aus ihrer Heimat deportiert; in Rumänien hingegen kam es zu keiner systematischen Aussiedlung. Ein Vergleich der drei Nachbarländer hilft, die Besonderheiten eines jeden einzelnen Falles besser zu verstehen – und trägt insgesamt zu einem differenzierten Verständnis der Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Südosteuropa bei: Warum etwa drängte die ungarische Regierung auf eine Aussiedlung, nicht aber die rumänische, obwohl beide Länder während des Zweiten Weltkriegs Verbündete des „Dritten Reiches“ waren? Welche Rolle spielten die Alliierten? Machte es einen Unterschied, ob ein Land zu den Siegernationen (Jugoslawien) oder zu den Verlierern des Kriegs (Ungarn und Rumänien) gehörte?
Zurück in Jugoslawien, wurde die Familie von den kommunistischen Partisanen, die nun die Macht ergriffen hatten, interniert und in das Lager Josipovac, das sich in der Nähe ihres Heimatorts befand, gebracht: „Als im Juli 1945 ein Eisenbahntransport (Viehwaggons!) zusammengestellt wurde, sollten auch wir mit diesem Transport weggeschafft werden. Weil aber mein Schwiegervater zu dieser Zeit auf Zwangsarbeit außerhalb des Lagers war, gingen wir nicht mit. […] Das Lager Josipovac wurde nun aufgelöst und die zurückgebliebenen Lagerinsassen in das 16 km entfernte Lager Valpovo zu Fuß gebracht. […] Die Verpflegung in Valpovo war ganz miserabel, ohne Salz, kein Tropfen Milch, kein Zucker und kein Brot, nur Tee und Wassersuppe.“
Ein nächster Eisenbahntransport, den die jugoslawischen Behörden zusammenstellten, sollte die Insassen des Lagers, allesamt Angehörige der deutschen Minderheit, nach Österreich bringen; ihn ließen die britischen Besatzungsbehörden aber nicht passieren – es begann für die Deportierten, unter ihnen Josefina Pirka, eine wochenlange Odyssee mit langen Fußmärschen und wiederholten Lageraufenthalten unter schrecklichen Bedingungen. Nach der Auflösung des Lagers in Valpovo im Mai 1946 versuchte Josefina Pirka, sich mit landwirtschaftlichen Hilfsarbeiten und dann auch am Eisenbahnbau durchzuschlagen, in ständiger Angst, von den jugoslawischen Behörden wieder in ein Lager gesteckt zu werden, da sie über keine gültigen Papiere verfügte. Erst im April 1951 konnte sie mit zwei ihrer drei Kinder nach Graz in Österreich fliehen, wo ihr Gatte bereits wartete, der zuvor aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden war.
Schicksale wie jenes von Josefina Pirka spielten sich in den letzten Monaten des Krieges sowie den ersten Nachkriegsjahren auf dem Gebiet des bis 1944/45 von deutschen Truppen besetzten Jugoslawiens zehntausendfach ab. Diese Lebensgeschichte steht beispielhaft für die Kombination aus Flucht, Vertreibung, Massenmord sowie Tod in Internierungslagern, welche die deutsche Minderheit in Jugoslawien weitgehend zerstörte. Das Beispiel macht auch deutlich, dass es sich hierbei um einen vielgestaltigen Prozess handelte und nicht um ein einmaliges Ereignis. Viele Deutsche etwa flohen vor Kriegsende oder wurden von den sich zurückziehenden Besatzungsbehörden evakuiert, bevor die jugoslawischen Partisanen diese Gebiete befreiten. Von Ort zu Ort konnten die Schicksale sehr verschieden sein, weder alle deutschen Familien noch jugoslawischen Partisanen agierten gleich; außerdem veränderten sich die internationalen Umstände rapide, wie Josefinas Geschichte ebenfalls verdeutlicht: Die Deutschen Jugoslawiens waren Spielball von Mächten, über die sie keinerlei Kontrolle hatten.
Klar ist, dass das Ende der deutschen Minderheit in Jugoslawien nicht erklärt werden kann, ohne die Kriegsereignisse und damit die deutsche Besatzungsherrschaft als zentrales Ursachenbündel zu berücksichtigen. Ein Krieg und insbesondere ein so „totaler“ wie der Zweite Weltkrieg mit seinen nationalsozialistischen Massenverbrechen ist ein Kontext – der Historiker Mathias Beer spricht von „Ausnahmesituation“[2] –, in dem Machthaber und Gewaltakteure radikale, d. h. menschenverachtende, „Lösungen“ umsetzen können, die in Friedenszeiten undenkbar wären. „Ethnische Säuberungen“, wie seit den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien in den 1990ern die gezielte Vertreibung ganzer Volksgruppen aus einem bestimmten Territorium genannt werden, sind ein Phänomen des Krieges und seiner Massengewalt. Hinzu kommt im Falle der Vertreibung der Deutschen aus Jugoslawien, dass diese von den siegreichen Partisanen vor dem Hintergrund ihrer Erfahrung einer brutalen deutschen Besatzungspolitik sowie eines jahrelangen Widerstandskampfes betrieben wurde. Individuelles Rachegefühl spielte hier für die Brutalität und Konsequenz der Vertreibung eine wesentliche Rolle.
Dieser Beitrag hat zum Ziel, zu erklären, warum aus Jugoslawien als Folge des Zweiten Weltkriegs die deutsche Minderheit fast vollständig vertrieben wurde bzw. in den letzten Kriegsmonaten die Flucht aus ihrer Heimat antrat. Um dieses Ereignis besser zu verstehen, ist es hilfreich, auch zwei weitere Länder Südosteuropas in den Blick zu nehmen, in denen es große deutsche Minderheiten gab: Ungarn und Rumänien. Auch in Ungarn plante die Nachkriegsregierung die Vertreibung der Deutschen, und viele wurden aus ihrer Heimat deportiert; in Rumänien hingegen kam es zu keiner systematischen Aussiedlung. Ein Vergleich der drei Nachbarländer hilft, die Besonderheiten eines jeden einzelnen Falles besser zu verstehen – und trägt insgesamt zu einem differenzierten Verständnis der Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Südosteuropa bei: Warum etwa drängte die ungarische Regierung auf eine Aussiedlung, nicht aber die rumänische, obwohl beide Länder während des Zweiten Weltkriegs Verbündete des „Dritten Reiches“ waren? Welche Rolle spielten die Alliierten? Machte es einen Unterschied, ob ein Land zu den Siegernationen (Jugoslawien) oder zu den Verlierern des Kriegs (Ungarn und Rumänien) gehörte?
Vorgeschichte(n)
Die massenhafte Flucht und systematische Vertreibung der Deutschen aus Südosteuropa (ebenso wie aus dem östlichen Europa) war kein singuläres Ereignis, sondern hatte historische Ursachen. Aber welche? Bei der Antwort auf diese Frage hat sich der Forschungsstand in den letzten drei Jahrzehnten, also seit dem Ende des Kommunismus, sowohl in Deutschland als auch den Ländern Ost- und Südosteuropas maßgeblich weiterentwickelt. In Letzteren war die unabhängige Forschung über ein zeithistorisch so sensibles Thema während der kommunistischen Herrschaft schlicht nicht möglich; das Thema Vertreibung galt als Tabu, selbst in dem relativ liberalen jugoslawischen System. Hier wie auch in Ungarn brach die schablonenhafte Deutung der Aussiedlung der Deutschen als gerechte Strafe für die Verbrechen der Nationalsozialisten – falls sie überhaupt thematisiert wurde – erst in den späten 1980er Jahren auf.
In Deutschland wiederum widmeten sich jahrzehntelang vor allem die Vertriebenenverbände selbst dem Themenkomplex. Sie produzierten Dokumentationen und Darstellungen, die zwar vielfach nützlich waren, oft aber einseitig; häufig zielten sie stärker darauf, Sympathie für das Schicksal und die Anliegen der Vertriebenen zu schaffen, als eine objektive wissenschaftliche Analyse vorzulegen. Veröffentlichte Zeitzeugenberichte ließen sich auf ihren Wahrheitsgehalt oftmals nicht überprüfen, da die relevanten Dokumente in den Archiven der kommunistischen Länder nicht eingesehen werden konnten. Die Interpretationen des Geschehens, die von den Vertriebenenverbänden und ihren Autoren angeboten wurden, zeichneten sich v. a. dadurch aus, dass die Vertreibungen von der zuvor stattgefundenen nationalsozialistischen Besatzungs- und Vernichtungspolitik losgelöst wurden; auch das Bekenntnis vieler führender Aktivisten der deutschen Minderheiten in den späten 1930ern zum Nationalsozialismus fiel unter den Tisch, ebenso wie die massenhafte Rekrutierung von Deutschen in Waffen-SS-Verbände oder die Rolle von ortsansässigen Deutschen in den Besatzungsbehörden. Die Dokumentation „Der Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien“, aus welcher der eingangs zitierte Erfahrungsbericht stammt und die in großer Auflage gedruckt wurde, kann hier beispielhaft stehen. Im einleitenden Kapitel „Die tieferen Ursachen unserer Vertreibung“ werden prominent der serbische Nationalismus sowie die kommunistische Ideologie als Ursachen genannt, nicht aber der Nationalsozialismus, die deutschen Kriegsverbrechen oder der Holocaust auf dem Boden Jugoslawiens.[3] Mit solchen selektiven Deutungen, die zumal historisch falsch sind, erwiesen sich solche Publikationen selbst einen Bärendienst, da sie ihre eigene Glaubwürdigkeit – und damit auch der in ihnen abgedruckten Zeitzeugenberichte – untergruben.
Mit dem Ende des Kommunismus veränderten sich die Bedingungen für die Forschung grundlegend. In den Nachfolgestaaten Jugoslawiens, in Rumänien und Ungarn öffneten sich die Archive für einstige Tabuthemen, und Autoren wie Zoran Janjetovic in Serbien, Vladimir Geiger in Kroatien, Ágnes Tóth in Ungarn sowie Hannelore Beier und Samaranda Vultur in Rumänien verfassten grundlegende Arbeiten, die wesentliche Fakten über die Verfolgung und Deportation der Deutschen durch die regierenden Kommunisten festhielten.[4] In diesen Ländern war dieses Thema in den 1990er und frühen 2000er Jahren politisch deutlich weniger sensibel als in der Tschechischen Republik oder Polen, sodass diese und andere Historikerinnen und Historiker keine großangelegte öffentliche Diffamierung befürchten mussten. In Deutschland (und partiell auch Österreich) wiederum rückte als Reaktion auf öffentliche Debatten über den Platz der Vertreibung – und der Vertriebenen – in der deutschen (österreichischen) Nachkriegsgeschichte sowie über deutsche (österreichische) Opfer des Zweiten Weltkriegs der Themenkomplex in den letzten zwei Jahrzehnten in den Mainstream der zeithistorischen Forschung. Damit verbunden war eine Entideologisierung der Debatte, zumindest in der Wissenschaft. Für Südosteuropa sind hier insbesondere die Arbeiten von Mathias Beer (zur Region insgesamt sowie zu Rumänien), Gerhard Seewann (zu Ungarn) sowie Michael Portmann und Carl Bethke (zu Jugoslawien) zu erwähnen.[5] Einen Meilenstein bildete das „Lexikon der Vertreibungen“ (2010), in dem auch das Schicksal der diversen deutschen Minderheiten auf Basis des aktuellen Forschungsstands dargestellt wird.[6]
Diese neuere Forschung betont drei wesentliche historische Kontexte, vor deren Hintergrund das tragische Schicksal der deutschen Minderheiten im südöstlichen Europa zu betrachten ist:
Die Eroberungs- und Besatzungspolitik des nationalsozialistischen Deutschlands;[7] ohne den vom „Dritten Reich“ losgetretenen Krieg sowie die besondere Brutalität, mit der es diesen führte, wären Flucht und Vertreibung der Deutschen aus ihren Siedlungsgebieten schwer denkbar gewesen; in Jugoslawien entlud sich an den Deutschen (und Italienern) der Hass angesichts von vier Jahren gewaltsamer Besatzung, der Hunderttausende Bürgerinnen und Bürger des Landes zum Opfer fielen; darüber hinaus stand am Beginn der Vertreibung die Evakuierung von Angehörigen der deutschen Minderheit durch die Besatzungsbehörden und die Wehrmacht.
Die Zwangsaussiedlung der deutschen Minderheit war auch Teil eines seit dem 19. Jahrhundert andauernden Prozesses der ethnischen Homogenisierung der Nationalstaaten Südosteuropas. In Kriegszeiten (und dazu gehören auch die Monate nach einer Waffenruhe) griffen Regierungen regelmäßig zu Gewalt und Vertreibung, um sich unliebsamer Minderheiten zu entledigen – diese Linie der sog. „ethnischen Säuberungen“ zog sich bis in die 1990er Jahre, und sie verbindet das Schicksal der Deutschen mit anderen Minderheiten in der Region, die zu unterschiedlichen Zeiten vergleichbare Erfahrungen mit ihrem Staat gemacht haben.[8]
Die unmittelbare Nachkriegskonstellation und die Pläne der Alliierten für die Sicherung des Friedens stellten einen weiteren wichtigen Kontext dar; die Siegermächte sahen in der Umsiedlung der Deutschen aus Ost- und Südosteuropa nach Deutschland (und in geringerer Zahl nach Österreich) ein probates Mittel, um ein für alle Mal der Destabilisierung der Region durch Nationalitätenkonflikte einen Riegel vorzuschieben. Insbesondere sollte verhindert werden, dass jemals wieder Deutschland die deutschen Minderheiten für seine Expansionspolitik instrumentalisieren konnte. Dabei hatten die Alliierten (insbesondere Großbritannien) den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei von 1923 vor Augen, der ihnen als Vorbild der Konfliktbeilegung durch sog. „ethnische Entmischung“ galt.
Eine mögliche Ursache spielte interessanterweise kaum eine Rolle für die Entscheidung der Nachkriegsregime, die Deutschen aus ihrem Land zu vertreiben: länger zurückreichende Animositäten oder Pläne aus der Zwischenkriegszeit, die man nun verwirklichen konnte. Sowohl in Jugoslawien (mit rund einer halben Million) als auch Rumänien (über 700.000) und Ungarn (ca. 550.000) bildeten nach dem Ersten Weltkrieg die Deutschen eine der größten ethnischen Minderheitengruppen, in Ungarn sogar die größte. Ihre Anwesenheit reichte Jahrhunderte zurück, zumeist in das 18. Jahrhundert, bei den Siebenbürger Sachsen bis in das Mittelalter. Mit der Auflösung Österreich-Ungarns 1918 wurden sie von Angehörigen einer der zwei dominanten Nationalitäten der Doppelmonarchie zu nationalen Minderheiten - ein schmerzvoller Prozess. Aber im Laufe der 1920er Jahre fanden Minderheit und (neue) Mehrheit zu einem halbwegs tragfähigen Zusammenleben. In keinem der drei Staaten (Jugoslawien, Rumänien, Ungarn) kann man von Verfolgung oder massiver Diskriminierung der deutschen Minderheit sprechen, auch wenn es um die Einhaltung der zugesagten Minderheitenrechte häufig nicht zum Besten stand; insbesondere in Krisenzeiten, wie der großen Depression, kam es zur Benachteiligung der Minderheiten. Es gab jedoch deutsche Schulen und Zeitungen; die Leute konnten ihrem Beruf nachgehen und ihre Muttersprache sprechen sowie ihre Religion frei ausüben, und niemand wurde gezwungen, seine Heimat zu verlassen. Mit Ausnahme der unmittelbaren Nachkriegszeit (nach dem Ersten Weltkrieg) gab es auch keine verstärkte freiwillige Auswanderung von Deutschen aus der Region.
Die Nationalisten in den drei angesprochenen Ländern sahen in anderen Minderheiten eine viel größere Gefahr: Die Serben Jugoslawiens konzentrierten ihre Verachtung auf die Albaner oder allgemein Muslime, die Ungarn und Rumänen auf die Juden, und den Rumänen war zudem die ungarische Minderheit ein Dorn im Auge. Vielen galten die Deutschen eher als loyale Vorzeigeminderheit, von der keine Gefahr ausging, was auch damit zu tun hatte, dass Deutschland keine territorialen Ansprüche hegte. Es war ja kein Nachbarland – die Situation unterschied sich somit fundamental von jener in der Tschechoslowakei. Kurzum: Es gab weder einen historischen „Deutschenhass“, auch nicht bei den Kommunisten, der sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs plötzlich in Form von Zwangsvertreibungen Bahn gebrochen hätte; noch pflegten die deutschen Minderheiten eine besondere Abneigung gegen ihr Heimatland und dessen Mehrheitsgesellschaft.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich die Lage insofern, als die organisierten Vertretungen der Deutschen zunehmend in den Dunstkreis der NS-Ideologie gerieten; in Jugoslawien übernahmen 1939 NS-Sympathisanten die Führung der wichtigsten deutschen Interessensvertretung, des Kulturbundes (mit massiver reichsdeutscher Hilfe). Allerdings standen alle drei Länder außenpolitisch Nazi-Deutschland nahe – Jugoslawien nur bis März 1941 –, was die Position der deutschen Minderheit absicherte. Wenn, dann gefährdeten Umsiedlungspläne des Deutschen Reiches die Existenz von deutschen Minderheiten in der Region: 1940 wurde die deutsche Minderheit aus zwei Landesteilen, die Rumänien an die Sowjetunion abtreten musste (Nordbukowina und Bessarabien), sowie aus der rumänischen Dobrudscha auf der Basis von Verträgen zwischen der Sowjetunion bzw. Rumänien und dem „Dritten Reich“ umgesiedelt – allerdings nicht nach Deutschland, wie die Umgesiedelten hofften, sondern in besetzte Gebiete in Polen, v. a. den sog. Warthegau, wo sie auf zuvor enteignetem polnischen Besitz angesiedelt wurden. Davon waren über 160.000 Menschen betroffen, die dann 1945 Polen verlassen mussten.
Die Realität eines von Deutschland losgetretenen Krieges sollte die Lage der deutschen Minderheit fundamental ändern; zur nationalsozialistischen Kriegsführung gehörten bekanntlich der Völkermord an den Juden und Roma, die massive Verletzung des Kriegsrechts in den besetzten Gebieten sowie die Umsetzung weitreichender Pläne zur Bevölkerungsverschiebung, um einerseits „Lebensraum“ für Deutsche zu schaffen sowie andererseits das „Deutschtum“ zu konsolidieren. So wurde etwa im Winter 1941/42 nach der Besetzung Jugoslawiens die überwiegende Mehrheit der relativ isolierten deutschen Bevölkerung der Gotschee (Kocevje) in Slowenien, die dort seit dem Mittelalter ansässig war, ins Deutsche Reich umgesiedelt (die Gegend war Teil des italienischen Besatzungsgebietes). Angesiedelt wurden sie in einem vom Deutschen Reich annektierten Gebiet des zerschlagenen Jugoslawiens (Untersteiermark), aus dem Zehntausende Slowenen deportiert worden waren. Auch die anderen Besatzungsmächte in Jugoslawien (Italien, Bulgarien, Ungarn) vertrieben Zehntausende ihnen unliebsame, zumeist slawische Bewohner aus ihren Besatzungszonen.
Das im April 1941 attackierte und danach besetzte Jugoslawien war insgesamt ein zentraler Schauplatz der spezifischen deutschen Kriegführung im östlichen Europa mit dem Resultat, dass hier ein machtvoller bewaffneter Widerstand entstand, der letztlich zur „Selbstbefreiung“ Jugoslawiens führte. Angehörige der deutschen Minderheit waren an prominenter Stelle im Besatzungsapparat aktiv; sie wurden gegenüber den von den Nationalsozialisten als „Untermenschen“ betrachteten Slawen bevorzugt, profitierten von der „Arisierung“ jüdischen Vermögens in der Vojvodina; und zahlreiche deutsche Männer im besetzten Jugoslawien schlossen sich freiwillig der Waffen-SS an (viele jedoch wurden gegen ihren Willen geradezu in sie gepresst). Diese aus „Volksdeutschen“ rekrutierte Division der Waffen-SS kam nur in Jugoslawien bei der Partisanenbekämpfung zum Einsatz[9] und nährte somit bei den Partisanen den Eindruck, alle Deutschen kollaborierten mit den Besatzern (obwohl sich einige auch den Partisanen anschlossen). Die allermeisten Deutschen in Jugoslawien wollten den Krieg aber einfach nur überleben und waren nicht in Kriegsverbrechen involviert, zumal sie selbst den deutschen Plänen für sie ausgeliefert waren. In den Augen der gegen die deutschen Besatzungstruppen kämpfenden Partisanen verschwanden allerdings die Unterschiede zwischen den ortsansässigen Deutschen, ihren NS-Aktivisten und den deutschen Besatzungsbehörden. Die jugoslawische Kriegsverbrecherkommission identifizierte jedenfalls bloß 2.150 mutmaßliche Kriegsverbrecher und „Volksfeinde“ unter den Jugoslawiendeutschen.[10]
Hier zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zu Ungarn und Rumänien, der für den Verlauf der Vertreibung bedeutungsvoll werden sollte – bzw. im Falle Rumäniens für die Tatsache, dass es zu keiner Vertreibung kam und diese auch nie systematisch geplant wurde: Beide Länder waren lange Zeit Alliierte Deutschlands, formal unabhängig; Rumänien wurde nie von deutschen Truppen besetzt, Ungarn im März 1944 allerdings schon – mit der Folge, dass die ungarischen Juden in Vernichtungslager deportiert wurden und Ungarn zum Schauplatz eines ebenso zähen wie aussichtslosen Abwehrkampfes der Wehrmacht gegen die vorrückenden sowjetischen Truppen mit massiven Opfern unter der ungarischen Zivilbevölkerung sowie umfangreichen Zerstörungen wurde. Für die neue ungarische Nachkriegsregierung boten sich die verbliebenen Deutschen als Sündenböcke an, zumal so die Verantwortung für Ungarns Kriegsschicksal symbolisch auf Deutschland übertragen werden konnte, obwohl Ungarn anfänglich auf Seiten Deutschlands in den Krieg gezogen war. In Rumänien wiederum gab es für Regierung keinerlei besonderen politischen Grund, Rache an der deutschen Minderheit zu üben.
In Deutschland wiederum widmeten sich jahrzehntelang vor allem die Vertriebenenverbände selbst dem Themenkomplex. Sie produzierten Dokumentationen und Darstellungen, die zwar vielfach nützlich waren, oft aber einseitig; häufig zielten sie stärker darauf, Sympathie für das Schicksal und die Anliegen der Vertriebenen zu schaffen, als eine objektive wissenschaftliche Analyse vorzulegen. Veröffentlichte Zeitzeugenberichte ließen sich auf ihren Wahrheitsgehalt oftmals nicht überprüfen, da die relevanten Dokumente in den Archiven der kommunistischen Länder nicht eingesehen werden konnten. Die Interpretationen des Geschehens, die von den Vertriebenenverbänden und ihren Autoren angeboten wurden, zeichneten sich v. a. dadurch aus, dass die Vertreibungen von der zuvor stattgefundenen nationalsozialistischen Besatzungs- und Vernichtungspolitik losgelöst wurden; auch das Bekenntnis vieler führender Aktivisten der deutschen Minderheiten in den späten 1930ern zum Nationalsozialismus fiel unter den Tisch, ebenso wie die massenhafte Rekrutierung von Deutschen in Waffen-SS-Verbände oder die Rolle von ortsansässigen Deutschen in den Besatzungsbehörden. Die Dokumentation „Der Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien“, aus welcher der eingangs zitierte Erfahrungsbericht stammt und die in großer Auflage gedruckt wurde, kann hier beispielhaft stehen. Im einleitenden Kapitel „Die tieferen Ursachen unserer Vertreibung“ werden prominent der serbische Nationalismus sowie die kommunistische Ideologie als Ursachen genannt, nicht aber der Nationalsozialismus, die deutschen Kriegsverbrechen oder der Holocaust auf dem Boden Jugoslawiens.[3] Mit solchen selektiven Deutungen, die zumal historisch falsch sind, erwiesen sich solche Publikationen selbst einen Bärendienst, da sie ihre eigene Glaubwürdigkeit – und damit auch der in ihnen abgedruckten Zeitzeugenberichte – untergruben.
Mit dem Ende des Kommunismus veränderten sich die Bedingungen für die Forschung grundlegend. In den Nachfolgestaaten Jugoslawiens, in Rumänien und Ungarn öffneten sich die Archive für einstige Tabuthemen, und Autoren wie Zoran Janjetovic in Serbien, Vladimir Geiger in Kroatien, Ágnes Tóth in Ungarn sowie Hannelore Beier und Samaranda Vultur in Rumänien verfassten grundlegende Arbeiten, die wesentliche Fakten über die Verfolgung und Deportation der Deutschen durch die regierenden Kommunisten festhielten.[4] In diesen Ländern war dieses Thema in den 1990er und frühen 2000er Jahren politisch deutlich weniger sensibel als in der Tschechischen Republik oder Polen, sodass diese und andere Historikerinnen und Historiker keine großangelegte öffentliche Diffamierung befürchten mussten. In Deutschland (und partiell auch Österreich) wiederum rückte als Reaktion auf öffentliche Debatten über den Platz der Vertreibung – und der Vertriebenen – in der deutschen (österreichischen) Nachkriegsgeschichte sowie über deutsche (österreichische) Opfer des Zweiten Weltkriegs der Themenkomplex in den letzten zwei Jahrzehnten in den Mainstream der zeithistorischen Forschung. Damit verbunden war eine Entideologisierung der Debatte, zumindest in der Wissenschaft. Für Südosteuropa sind hier insbesondere die Arbeiten von Mathias Beer (zur Region insgesamt sowie zu Rumänien), Gerhard Seewann (zu Ungarn) sowie Michael Portmann und Carl Bethke (zu Jugoslawien) zu erwähnen.[5] Einen Meilenstein bildete das „Lexikon der Vertreibungen“ (2010), in dem auch das Schicksal der diversen deutschen Minderheiten auf Basis des aktuellen Forschungsstands dargestellt wird.[6]
Diese neuere Forschung betont drei wesentliche historische Kontexte, vor deren Hintergrund das tragische Schicksal der deutschen Minderheiten im südöstlichen Europa zu betrachten ist:
Die Eroberungs- und Besatzungspolitik des nationalsozialistischen Deutschlands;[7] ohne den vom „Dritten Reich“ losgetretenen Krieg sowie die besondere Brutalität, mit der es diesen führte, wären Flucht und Vertreibung der Deutschen aus ihren Siedlungsgebieten schwer denkbar gewesen; in Jugoslawien entlud sich an den Deutschen (und Italienern) der Hass angesichts von vier Jahren gewaltsamer Besatzung, der Hunderttausende Bürgerinnen und Bürger des Landes zum Opfer fielen; darüber hinaus stand am Beginn der Vertreibung die Evakuierung von Angehörigen der deutschen Minderheit durch die Besatzungsbehörden und die Wehrmacht.
Die Zwangsaussiedlung der deutschen Minderheit war auch Teil eines seit dem 19. Jahrhundert andauernden Prozesses der ethnischen Homogenisierung der Nationalstaaten Südosteuropas. In Kriegszeiten (und dazu gehören auch die Monate nach einer Waffenruhe) griffen Regierungen regelmäßig zu Gewalt und Vertreibung, um sich unliebsamer Minderheiten zu entledigen – diese Linie der sog. „ethnischen Säuberungen“ zog sich bis in die 1990er Jahre, und sie verbindet das Schicksal der Deutschen mit anderen Minderheiten in der Region, die zu unterschiedlichen Zeiten vergleichbare Erfahrungen mit ihrem Staat gemacht haben.[8]
Die unmittelbare Nachkriegskonstellation und die Pläne der Alliierten für die Sicherung des Friedens stellten einen weiteren wichtigen Kontext dar; die Siegermächte sahen in der Umsiedlung der Deutschen aus Ost- und Südosteuropa nach Deutschland (und in geringerer Zahl nach Österreich) ein probates Mittel, um ein für alle Mal der Destabilisierung der Region durch Nationalitätenkonflikte einen Riegel vorzuschieben. Insbesondere sollte verhindert werden, dass jemals wieder Deutschland die deutschen Minderheiten für seine Expansionspolitik instrumentalisieren konnte. Dabei hatten die Alliierten (insbesondere Großbritannien) den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei von 1923 vor Augen, der ihnen als Vorbild der Konfliktbeilegung durch sog. „ethnische Entmischung“ galt.
Eine mögliche Ursache spielte interessanterweise kaum eine Rolle für die Entscheidung der Nachkriegsregime, die Deutschen aus ihrem Land zu vertreiben: länger zurückreichende Animositäten oder Pläne aus der Zwischenkriegszeit, die man nun verwirklichen konnte. Sowohl in Jugoslawien (mit rund einer halben Million) als auch Rumänien (über 700.000) und Ungarn (ca. 550.000) bildeten nach dem Ersten Weltkrieg die Deutschen eine der größten ethnischen Minderheitengruppen, in Ungarn sogar die größte. Ihre Anwesenheit reichte Jahrhunderte zurück, zumeist in das 18. Jahrhundert, bei den Siebenbürger Sachsen bis in das Mittelalter. Mit der Auflösung Österreich-Ungarns 1918 wurden sie von Angehörigen einer der zwei dominanten Nationalitäten der Doppelmonarchie zu nationalen Minderheiten - ein schmerzvoller Prozess. Aber im Laufe der 1920er Jahre fanden Minderheit und (neue) Mehrheit zu einem halbwegs tragfähigen Zusammenleben. In keinem der drei Staaten (Jugoslawien, Rumänien, Ungarn) kann man von Verfolgung oder massiver Diskriminierung der deutschen Minderheit sprechen, auch wenn es um die Einhaltung der zugesagten Minderheitenrechte häufig nicht zum Besten stand; insbesondere in Krisenzeiten, wie der großen Depression, kam es zur Benachteiligung der Minderheiten. Es gab jedoch deutsche Schulen und Zeitungen; die Leute konnten ihrem Beruf nachgehen und ihre Muttersprache sprechen sowie ihre Religion frei ausüben, und niemand wurde gezwungen, seine Heimat zu verlassen. Mit Ausnahme der unmittelbaren Nachkriegszeit (nach dem Ersten Weltkrieg) gab es auch keine verstärkte freiwillige Auswanderung von Deutschen aus der Region.
Die Nationalisten in den drei angesprochenen Ländern sahen in anderen Minderheiten eine viel größere Gefahr: Die Serben Jugoslawiens konzentrierten ihre Verachtung auf die Albaner oder allgemein Muslime, die Ungarn und Rumänen auf die Juden, und den Rumänen war zudem die ungarische Minderheit ein Dorn im Auge. Vielen galten die Deutschen eher als loyale Vorzeigeminderheit, von der keine Gefahr ausging, was auch damit zu tun hatte, dass Deutschland keine territorialen Ansprüche hegte. Es war ja kein Nachbarland – die Situation unterschied sich somit fundamental von jener in der Tschechoslowakei. Kurzum: Es gab weder einen historischen „Deutschenhass“, auch nicht bei den Kommunisten, der sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs plötzlich in Form von Zwangsvertreibungen Bahn gebrochen hätte; noch pflegten die deutschen Minderheiten eine besondere Abneigung gegen ihr Heimatland und dessen Mehrheitsgesellschaft.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich die Lage insofern, als die organisierten Vertretungen der Deutschen zunehmend in den Dunstkreis der NS-Ideologie gerieten; in Jugoslawien übernahmen 1939 NS-Sympathisanten die Führung der wichtigsten deutschen Interessensvertretung, des Kulturbundes (mit massiver reichsdeutscher Hilfe). Allerdings standen alle drei Länder außenpolitisch Nazi-Deutschland nahe – Jugoslawien nur bis März 1941 –, was die Position der deutschen Minderheit absicherte. Wenn, dann gefährdeten Umsiedlungspläne des Deutschen Reiches die Existenz von deutschen Minderheiten in der Region: 1940 wurde die deutsche Minderheit aus zwei Landesteilen, die Rumänien an die Sowjetunion abtreten musste (Nordbukowina und Bessarabien), sowie aus der rumänischen Dobrudscha auf der Basis von Verträgen zwischen der Sowjetunion bzw. Rumänien und dem „Dritten Reich“ umgesiedelt – allerdings nicht nach Deutschland, wie die Umgesiedelten hofften, sondern in besetzte Gebiete in Polen, v. a. den sog. Warthegau, wo sie auf zuvor enteignetem polnischen Besitz angesiedelt wurden. Davon waren über 160.000 Menschen betroffen, die dann 1945 Polen verlassen mussten.
Die Realität eines von Deutschland losgetretenen Krieges sollte die Lage der deutschen Minderheit fundamental ändern; zur nationalsozialistischen Kriegsführung gehörten bekanntlich der Völkermord an den Juden und Roma, die massive Verletzung des Kriegsrechts in den besetzten Gebieten sowie die Umsetzung weitreichender Pläne zur Bevölkerungsverschiebung, um einerseits „Lebensraum“ für Deutsche zu schaffen sowie andererseits das „Deutschtum“ zu konsolidieren. So wurde etwa im Winter 1941/42 nach der Besetzung Jugoslawiens die überwiegende Mehrheit der relativ isolierten deutschen Bevölkerung der Gotschee (Kocevje) in Slowenien, die dort seit dem Mittelalter ansässig war, ins Deutsche Reich umgesiedelt (die Gegend war Teil des italienischen Besatzungsgebietes). Angesiedelt wurden sie in einem vom Deutschen Reich annektierten Gebiet des zerschlagenen Jugoslawiens (Untersteiermark), aus dem Zehntausende Slowenen deportiert worden waren. Auch die anderen Besatzungsmächte in Jugoslawien (Italien, Bulgarien, Ungarn) vertrieben Zehntausende ihnen unliebsame, zumeist slawische Bewohner aus ihren Besatzungszonen.
Das im April 1941 attackierte und danach besetzte Jugoslawien war insgesamt ein zentraler Schauplatz der spezifischen deutschen Kriegführung im östlichen Europa mit dem Resultat, dass hier ein machtvoller bewaffneter Widerstand entstand, der letztlich zur „Selbstbefreiung“ Jugoslawiens führte. Angehörige der deutschen Minderheit waren an prominenter Stelle im Besatzungsapparat aktiv; sie wurden gegenüber den von den Nationalsozialisten als „Untermenschen“ betrachteten Slawen bevorzugt, profitierten von der „Arisierung“ jüdischen Vermögens in der Vojvodina; und zahlreiche deutsche Männer im besetzten Jugoslawien schlossen sich freiwillig der Waffen-SS an (viele jedoch wurden gegen ihren Willen geradezu in sie gepresst). Diese aus „Volksdeutschen“ rekrutierte Division der Waffen-SS kam nur in Jugoslawien bei der Partisanenbekämpfung zum Einsatz[9] und nährte somit bei den Partisanen den Eindruck, alle Deutschen kollaborierten mit den Besatzern (obwohl sich einige auch den Partisanen anschlossen). Die allermeisten Deutschen in Jugoslawien wollten den Krieg aber einfach nur überleben und waren nicht in Kriegsverbrechen involviert, zumal sie selbst den deutschen Plänen für sie ausgeliefert waren. In den Augen der gegen die deutschen Besatzungstruppen kämpfenden Partisanen verschwanden allerdings die Unterschiede zwischen den ortsansässigen Deutschen, ihren NS-Aktivisten und den deutschen Besatzungsbehörden. Die jugoslawische Kriegsverbrecherkommission identifizierte jedenfalls bloß 2.150 mutmaßliche Kriegsverbrecher und „Volksfeinde“ unter den Jugoslawiendeutschen.[10]
Hier zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zu Ungarn und Rumänien, der für den Verlauf der Vertreibung bedeutungsvoll werden sollte – bzw. im Falle Rumäniens für die Tatsache, dass es zu keiner Vertreibung kam und diese auch nie systematisch geplant wurde: Beide Länder waren lange Zeit Alliierte Deutschlands, formal unabhängig; Rumänien wurde nie von deutschen Truppen besetzt, Ungarn im März 1944 allerdings schon – mit der Folge, dass die ungarischen Juden in Vernichtungslager deportiert wurden und Ungarn zum Schauplatz eines ebenso zähen wie aussichtslosen Abwehrkampfes der Wehrmacht gegen die vorrückenden sowjetischen Truppen mit massiven Opfern unter der ungarischen Zivilbevölkerung sowie umfangreichen Zerstörungen wurde. Für die neue ungarische Nachkriegsregierung boten sich die verbliebenen Deutschen als Sündenböcke an, zumal so die Verantwortung für Ungarns Kriegsschicksal symbolisch auf Deutschland übertragen werden konnte, obwohl Ungarn anfänglich auf Seiten Deutschlands in den Krieg gezogen war. In Rumänien wiederum gab es für Regierung keinerlei besonderen politischen Grund, Rache an der deutschen Minderheit zu üben.
Verlauf der Flucht und Vertreibung
Jugoslawien
Im besetzten Jugoslawien begannen die kommunistischen Partisanen im Winter 1943/44, Pläne für die Vertreibung der Deutschen zu entwickeln, die – dem serbischen HistorikerZoran Janjetovic zufolge – als „besonders illoyal angesehen“ wurden. An ihnen sollte Vergeltung für den Besatzungsterror geübt werden.[11] Schon zuvor hatten die deutschen Besatzungsbehörden begonnen, die deutsche Minderheit aus dem sog. „Unabhängigen Staat Kroatien“, einem faschistischen Vasallenstaat Deutschlands, zu evakuieren – rund 100.000 Personen gelangten so noch 1944 ins Reichsgebiet;[12] aus Slowenien waren es bis zu 15.000, die vor dem Kriegsende flohen.[13] Auch aus dem besetzten Serbien sollten Deutsche vor den vorrückenden Partisanen sowie der Roten Armee evakuiert werden, was aber nur teilweise gelang, da die Zeit nicht mehr reichte; Tausende konnten aus dem Gebiet der heutigen Vojvodina nach Ungarn oder ins Reichsgebiet (Österreich) entkommen – diejenigen, die nach dem Abflauen der Kampfhandlungen in ihre Heimat zurückkehrten, wie Josefina Pirka, sahen sich umgehend gewaltsamer Verfolgung in Jugoslawien ausgesetzt.
Rund 160.000 bis 170.000 deutsche Zivilisten konnten nicht fliehen oder entschlossen sich, in ihren Heimatorten zu bleiben, und befanden sich so ab Herbst 1944 in von den Partisanen befreiten Gebieten.[14] Sie wurden Opfer von Racheakten seitens der Partisaneneinheiten, die nicht überall mit der gleichen Brutalität die verbliebenen Angehörigen der deutschen Minderheit verfolgten. Im Oktober 1944, also noch vor dem Ende des Krieges, beschloss der „Volksbefreiungsausschuss“ für die Vojvodina – dem Hauptsiedlungsgebiet der jugoslawischen Donauschwaben –, den Deutschen alle Rechte zu entziehen, da sie kollektiv der Kollaboration mit den Besatzern für schuldig befunden wurden. Nach Angaben der Geheimpolizei der Partisanen wurden in dieser Phase fast 7.000 Deutsche in der Vojvodina und circa 500 in Slowenien ermordet (auch zahlreiche anderer „Feinde“ und Kollaborateure wurden von lokalen Partisaneneinheiten getötet).[15] Im November 1944 beschloss das provisorische Parlament des befreiten Jugoslawiens die Enteignung der Deutschen; im Juni 1945 verloren sie formal ihre staatsbürgerlichen Rechte. Fast 70.000 deutsche Höfe mit rund 380.000 Hektar Land wurden vom Staat enteignet, womit einem großen Teil der Minderheit die Lebensgrundlage entzogen wurde.[16] Hinzu kam die Deportation von rund 10.000 bis 12.000 arbeitsfähigen Deutschen (mehrheitlich Frauen) im Winter 1944/45 in die Sowjetunion (v.a. in die Ukraine) zur Zwangsarbeit; rund 2.000 von ihnen überlebten diese nicht.[17]
Die überwiegende Mehrheit der verbliebenen Deutschen wurde in von der politischen Polizei (OZNA) geleiteten Lagern bzw. bewachten Dörfern „unter spezieller Verwaltung“ interniert. Insgesamt gab es mehr als 80 solcher Lager mit rund 110.000 Internierten, von denen viele, die arbeitsfähig waren, zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Die Bedingungen in den jugoslawischen Lagern waren durch Hunger, Krankheit und Gewalt geprägt; die genaue Zahl der in den Lagern gestorbenen Menschen samt den vielen Getöteten ist nicht bekannt. Die einst von donauschwäbischen Autoren genannte Zahl von 50.000 ist wohl zu hoch gegriffen; 20.000 bis 30.000 entspricht eher dem heutigen Kenntnisstand.[18] Es gibt keine Hinweise, dass die kommunistische Führung das Massensterben in den Lagern intendiert hatte; sie nahm es aber gleichgültig hin.[19] In den Augen der jugoslawischen Regierung sollte die Internierung in Konzentrationslagern die systematische Aussiedlung der Donauschwaben nach Deutschland ermöglichen – mit diesem Ansinnen trat sie mehrfach an die siegreichen Alliierten heran, die dies jedoch ablehnten. Da somit eine Deportation in das besetzte Deutschland (und nach Österreich) nicht möglich war, begannen die jugoslawischen Behörden, Deutsche mit Zügen an die Grenze zu Österreich und Ungarn zu transportieren. Viele wurden mit sowjetischer Hilfe über Ungarn nach Österreich verbracht, nachdem sich die britischen Besatzungsbehörden in Österreich geweigert hatten, weitere Vertriebene aufzunehmen.[20] Die jugoslawischen Behörden unterstützen auch die Flucht nach Österreich.[21]
Ab Ende 1947, in Slowenien schon 1945 wurden die Lager nach und nach aufgelöst; dieser Prozess fand im Frühjahr 1948 seinen Abschluss. Die freigelassenen Deutschen erhielten die Staatsbürgerschaft zurück und sollten in der Landwirtschaft, im Bergbau und dem Wiederaufbau der Industrie und Infrastruktur arbeiten – oder sie wurden faktisch abgeschoben. Der Großteil des verbliebenen Rests der einst florierenden deutschen Minderheit wanderte in den frühen 1950er Jahren u. a. im Zuge von Familienzusammenführungen nach Deutschland und Österreich ab. Wer blieb, genoss dann im Vielvölkerstaat Jugoslawien Minderheitenrechte – allerdings hatte sich durch Flucht, Vertreibung, Massentötung und Auswanderung die deutsche Minderheit auf rund 62.000 Menschen reduziert (Volkszählung von 1953), davon mehr als die Hälfte in der Provinz Vojvodina. Die meisten von ihnen siedelten in den nächsten Jahren nach Deutschland über; 1971 zählte die Volkszählung nurmehr rund 13.000 Mitglieder der deutschen Minderheit.
Ungarn
Auch Ungarn entledigte sich nach dem Krieg eines großen Teils seiner deutschen Minderheit. Hier waren nicht durch deutsche Kriegsverbrechen verursachter Hass und Rachegelüste ausschlaggebend, obwohl der hartnäckige Kampf der Wehrmacht gegen die vorrückenden sowjetischen Truppen, insbesondere die lange Schlacht um Budapest, viele zivile Opfer und massive Zerstörungen zur Folge hatte, was die Sympathie für die Deutschen unter der ungarischen Bevölkerung sicherlich nicht erhöhte. Wesentlich für die Aussiedlung war der Wunsch der ungarischen Regierung, die ethnische Homogenisierung des Landes voranzutreiben: Die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz der Alliierten (Juli-August 1945) machten es Ungarn möglich, die Deutschen mit Zustimmung der Siegermächte auszuweisen. Fast alle ungarischen Parteien (mit Ausnahme der Sozialdemokraten) propagierten die These der Kollektivschuld der Deutschen, die als Rechtfertigung für ihre Entrechtung und Abschiebung dienen sollte. Diese These sollte wohl ein anderes, wichtiges Motiv verbergen: den Wunsch, sich das Eigentum der Deutschen anzueignen. Wie der Historiker Gerhard Seewann betont, beschloss die Regierung Ungarns bereits am 27. Februar 1945, zwei Wochen nach der Befreiung Budapests, die Enteignung des deutschen Besitzes und Vermögens.[22] Mit der Vertreibung der Deutschen und der Umverteilung ihres Besitzes sollte Platz für aus den Nachbarländern geflüchtete bzw. vertriebene Ungarn geschaffen werden.
Im Unterschied zu Jugoslawien gab es in Ungarn keine Phase der „wilden“ Vertreibung und viel weniger Gewaltexzesse – ein Hinweis darauf, dass nicht so sehr Rachegedanken bestimmend waren, sondern der Staat geplant an die Vertreibung heranging. Der Anteil jener, die mit der sich zurückziehenden Wehrmacht flohen, war auch viel geringer als in Jugoslawien (ca. 50.000 Personen). Eine ungarische Regierungsverordnung vom Dezember 1945 sah die Aussiedlung der gesamten deutschen Minderheit vor (Ausnahmen gab es für „antifaschistische Kämpfer“). Einige Angehörige des hohen Klerus erhoben zwar ihre Stimme dagegen, jedoch bestand, so Gerhard Seewann, ein „parteiübergreifender Konsensus“ in Bezug auf die Aussiedlung.[23] Mitte Januar 1946 verließen die ersten Eisenbahntransporte mit Deutschen Ungarn in Richtung Deutschland; dort kamen die Vertriebenen in so elendigem Zustand an, dass die amerikanischen Besatzungsbehörden bei der ungarischen Regierung auf eine Verbesserung der Transportbedingungen drängten, was Ungarn nach zähen Verhandlungen letztlich akzeptierte.[24] Bis November 1946 wurden mehr als 115.000 Deutsche aus Ungarn in die amerikanische Besatzungszone deportiert; ab dann weigerten sich die Westalliierten, weitere Vertriebene aus Ungarn aufzunehmen. Allerdings stimmte die Sowjetunion 1947 einer Aussiedung von rund 50.000 Ungarndeutschen in ihre Besatzungszone, die zukünftige DDR zu, die v. a. in Sachsen Zuflucht fanden.[25]
Neben der permanenten Aussiedlung war die deutsche Minderheit in Ungarn, ähnlich wie jene in Jugoslawien und Rumänien, ebenfalls von Verschleppung zur Zwangsarbeit in der Sowjetunion betroffen. Die Westalliierten hatten nämlich der Sowjetunion zugestanden, als eine Form der Reparationsleistung Deutschlands für die von der Wehrmacht angerichteten Verwüstungen Zivilisten auch aus den deutschen Bevölkerungen Osteuropas für Zwangsarbeit ausheben zu dürfen. Auf dieser Basis wurden im Dezember 1944 und Januar 1945 mehr als 31.000 Männer und Frauen aus Ungarn in die Sowjetunion deportiert (ungarische Historiker geben eine höhere Zahl an), wo sie vor allem im Kohlerevier des Donbass Zwangsarbeit leisten mussten. Arbeitsunfähig gewordene Zwangsarbeiter wurden ab 1945 wieder in ihre Heimat repatriiert; 1949 konnten die letzten ungarndeutschen Zwangsarbeiter zurück. Insgesamt kehrten rund 29.000 verschleppte Ungarndeutsche aus der Sowjetunion heim; einige Tausend hatten die Strapazen der Zwangsarbeit nicht überlebt.[26]
Mehr als die Hälfte der Ungarndeutschen verblieb in Ungarn – auch aufgrund der schlechten Organisation der Vertreibung, des behördlichen Chaos, der unklaren gesetzlichen Vorgaben und der Korruption der lokalen Verwaltung. Sie erhielten ihre bürgerlichen Rechte zurück und konnten im Land bleiben; aufgrund des starken Assimilationsdrucks sank aber die Zahl derer, die sich in der Volkszählung als Deutsche bekannten, auf rund 50.000 im Jahr 1960.
Rumänien
Rumänien schließlich war das einzige Land im östlichen Europa mit einer großen deutschen Minderheit, das von einer Zwangsaussiedlung absah, obwohl es in Regierungskreisen durchaus Überlegungen in diese Richtung gegeben hatte; auch zu „wilden“ Vertreibungen oder anderen Gewaltausbrüchen gegen die deutsche Minderheit kam es am Ende des Krieges nicht. Dies lag wohl nicht nur an dem relativ problemlosen Zusammenleben zwischen rumänischer Mehrheit und deutscher Minderheit in den Siedlungsgebieten der Deutschen in Rumänien (Banat und Siebenbürgen), sondern auch am Verlauf des Krieges: Rumänien war nie von Deutschland besetzt gewesen - im Gegenteil, bis zum Einmarsch der sowjetischen Truppen im August 1944 und einem Regierungswechsel in Bukarest hatte es sich an der Seite Deutschlands am Krieg auf sowjetischem Boden beteiligt (und ab August 1944 auf Seiten der Sowjets am Kampf gegen Nazi-Deutschland). Nicht nur für die politische Elite Rumäniens, sondern auch für weite Teile der Bevölkerung rangierten die Sowjetunion und Ungarn - und damit auch die große ungarische Minderheit im Land - ganz oben auf der Liste der äußeren Bedrohungen. Nach Angaben des Historikers Mathias Beer flüchteten einige Zehntausend Deutsche aus dem rumänischen Banat vor den heranrückenden sowjetischen Truppen; eine großflächige Evakuierung wurde nicht durchgeführt.[27] Die Führung der gleichgeschalteten deutschen „Volksgemeinschaft“ in Rumänien setzte sich ins Reichsgebiet ab.
Allerdings kam es auch in Rumänien zur Deportation von Deutschen zur Zwangsarbeit in der Sowjetunion als Teil der sowjetischen Reparationsforderungen. Im Januar 1945 wurden rund 70.000 deutsche Frauen und Männer ausgehoben und in die Sowjetunion gebracht . Mathias Beer schätzt die Todesrate unter den aus den drei Ländern Südosteuropas verschleppten Zwangsarbeitern auf rund 15 Prozent.[28] Die Leserinnen und Leser des berühmten Romans „Atemschaukel“ der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, der auf den Erfahrungsberichten von Deportierten beruht, werden verstehen, warum so viele der Verschleppten die Zwangsarbeit nicht überlebten, denn die Lebensumstände in den Lagern waren elend und Hunger allgegenwärtig. Darüber hinaus wurden die deutschen Bauern schon 1945 enteignet.[29]
Insgesamt ging aufgrund der Kriegsereignisse auch in Rumänien die Zahl der dort lebenden Deutschen stark zurück: von fast 750.000 vor dem Krieg auf circa 350.000 in der Volkszählung von 1956.[30] Diesen wurde allerdings von der kommunistischen Verfassung Minderheitenrechte zugesichert, was sich etwa in der Existenz muttersprachlichen Unterrichts sowie einer deutschen Presse äußerte – unter Kontrolle der Kommunisten selbstverständlich. In den 1960ern jedoch begann eine permanente Auswanderungsbewegung von Deutschen aus Rumänien, wobei das kommunistische Regime für die Ausreisegenehmigungen Geld von der Bundesrepublik verlangte.
Im besetzten Jugoslawien begannen die kommunistischen Partisanen im Winter 1943/44, Pläne für die Vertreibung der Deutschen zu entwickeln, die – dem serbischen HistorikerZoran Janjetovic zufolge – als „besonders illoyal angesehen“ wurden. An ihnen sollte Vergeltung für den Besatzungsterror geübt werden.[11] Schon zuvor hatten die deutschen Besatzungsbehörden begonnen, die deutsche Minderheit aus dem sog. „Unabhängigen Staat Kroatien“, einem faschistischen Vasallenstaat Deutschlands, zu evakuieren – rund 100.000 Personen gelangten so noch 1944 ins Reichsgebiet;[12] aus Slowenien waren es bis zu 15.000, die vor dem Kriegsende flohen.[13] Auch aus dem besetzten Serbien sollten Deutsche vor den vorrückenden Partisanen sowie der Roten Armee evakuiert werden, was aber nur teilweise gelang, da die Zeit nicht mehr reichte; Tausende konnten aus dem Gebiet der heutigen Vojvodina nach Ungarn oder ins Reichsgebiet (Österreich) entkommen – diejenigen, die nach dem Abflauen der Kampfhandlungen in ihre Heimat zurückkehrten, wie Josefina Pirka, sahen sich umgehend gewaltsamer Verfolgung in Jugoslawien ausgesetzt.
Rund 160.000 bis 170.000 deutsche Zivilisten konnten nicht fliehen oder entschlossen sich, in ihren Heimatorten zu bleiben, und befanden sich so ab Herbst 1944 in von den Partisanen befreiten Gebieten.[14] Sie wurden Opfer von Racheakten seitens der Partisaneneinheiten, die nicht überall mit der gleichen Brutalität die verbliebenen Angehörigen der deutschen Minderheit verfolgten. Im Oktober 1944, also noch vor dem Ende des Krieges, beschloss der „Volksbefreiungsausschuss“ für die Vojvodina – dem Hauptsiedlungsgebiet der jugoslawischen Donauschwaben –, den Deutschen alle Rechte zu entziehen, da sie kollektiv der Kollaboration mit den Besatzern für schuldig befunden wurden. Nach Angaben der Geheimpolizei der Partisanen wurden in dieser Phase fast 7.000 Deutsche in der Vojvodina und circa 500 in Slowenien ermordet (auch zahlreiche anderer „Feinde“ und Kollaborateure wurden von lokalen Partisaneneinheiten getötet).[15] Im November 1944 beschloss das provisorische Parlament des befreiten Jugoslawiens die Enteignung der Deutschen; im Juni 1945 verloren sie formal ihre staatsbürgerlichen Rechte. Fast 70.000 deutsche Höfe mit rund 380.000 Hektar Land wurden vom Staat enteignet, womit einem großen Teil der Minderheit die Lebensgrundlage entzogen wurde.[16] Hinzu kam die Deportation von rund 10.000 bis 12.000 arbeitsfähigen Deutschen (mehrheitlich Frauen) im Winter 1944/45 in die Sowjetunion (v.a. in die Ukraine) zur Zwangsarbeit; rund 2.000 von ihnen überlebten diese nicht.[17]
Die überwiegende Mehrheit der verbliebenen Deutschen wurde in von der politischen Polizei (OZNA) geleiteten Lagern bzw. bewachten Dörfern „unter spezieller Verwaltung“ interniert. Insgesamt gab es mehr als 80 solcher Lager mit rund 110.000 Internierten, von denen viele, die arbeitsfähig waren, zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Die Bedingungen in den jugoslawischen Lagern waren durch Hunger, Krankheit und Gewalt geprägt; die genaue Zahl der in den Lagern gestorbenen Menschen samt den vielen Getöteten ist nicht bekannt. Die einst von donauschwäbischen Autoren genannte Zahl von 50.000 ist wohl zu hoch gegriffen; 20.000 bis 30.000 entspricht eher dem heutigen Kenntnisstand.[18] Es gibt keine Hinweise, dass die kommunistische Führung das Massensterben in den Lagern intendiert hatte; sie nahm es aber gleichgültig hin.[19] In den Augen der jugoslawischen Regierung sollte die Internierung in Konzentrationslagern die systematische Aussiedlung der Donauschwaben nach Deutschland ermöglichen – mit diesem Ansinnen trat sie mehrfach an die siegreichen Alliierten heran, die dies jedoch ablehnten. Da somit eine Deportation in das besetzte Deutschland (und nach Österreich) nicht möglich war, begannen die jugoslawischen Behörden, Deutsche mit Zügen an die Grenze zu Österreich und Ungarn zu transportieren. Viele wurden mit sowjetischer Hilfe über Ungarn nach Österreich verbracht, nachdem sich die britischen Besatzungsbehörden in Österreich geweigert hatten, weitere Vertriebene aufzunehmen.[20] Die jugoslawischen Behörden unterstützen auch die Flucht nach Österreich.[21]
Ab Ende 1947, in Slowenien schon 1945 wurden die Lager nach und nach aufgelöst; dieser Prozess fand im Frühjahr 1948 seinen Abschluss. Die freigelassenen Deutschen erhielten die Staatsbürgerschaft zurück und sollten in der Landwirtschaft, im Bergbau und dem Wiederaufbau der Industrie und Infrastruktur arbeiten – oder sie wurden faktisch abgeschoben. Der Großteil des verbliebenen Rests der einst florierenden deutschen Minderheit wanderte in den frühen 1950er Jahren u. a. im Zuge von Familienzusammenführungen nach Deutschland und Österreich ab. Wer blieb, genoss dann im Vielvölkerstaat Jugoslawien Minderheitenrechte – allerdings hatte sich durch Flucht, Vertreibung, Massentötung und Auswanderung die deutsche Minderheit auf rund 62.000 Menschen reduziert (Volkszählung von 1953), davon mehr als die Hälfte in der Provinz Vojvodina. Die meisten von ihnen siedelten in den nächsten Jahren nach Deutschland über; 1971 zählte die Volkszählung nurmehr rund 13.000 Mitglieder der deutschen Minderheit.
Ungarn
Auch Ungarn entledigte sich nach dem Krieg eines großen Teils seiner deutschen Minderheit. Hier waren nicht durch deutsche Kriegsverbrechen verursachter Hass und Rachegelüste ausschlaggebend, obwohl der hartnäckige Kampf der Wehrmacht gegen die vorrückenden sowjetischen Truppen, insbesondere die lange Schlacht um Budapest, viele zivile Opfer und massive Zerstörungen zur Folge hatte, was die Sympathie für die Deutschen unter der ungarischen Bevölkerung sicherlich nicht erhöhte. Wesentlich für die Aussiedlung war der Wunsch der ungarischen Regierung, die ethnische Homogenisierung des Landes voranzutreiben: Die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz der Alliierten (Juli-August 1945) machten es Ungarn möglich, die Deutschen mit Zustimmung der Siegermächte auszuweisen. Fast alle ungarischen Parteien (mit Ausnahme der Sozialdemokraten) propagierten die These der Kollektivschuld der Deutschen, die als Rechtfertigung für ihre Entrechtung und Abschiebung dienen sollte. Diese These sollte wohl ein anderes, wichtiges Motiv verbergen: den Wunsch, sich das Eigentum der Deutschen anzueignen. Wie der Historiker Gerhard Seewann betont, beschloss die Regierung Ungarns bereits am 27. Februar 1945, zwei Wochen nach der Befreiung Budapests, die Enteignung des deutschen Besitzes und Vermögens.[22] Mit der Vertreibung der Deutschen und der Umverteilung ihres Besitzes sollte Platz für aus den Nachbarländern geflüchtete bzw. vertriebene Ungarn geschaffen werden.
Im Unterschied zu Jugoslawien gab es in Ungarn keine Phase der „wilden“ Vertreibung und viel weniger Gewaltexzesse – ein Hinweis darauf, dass nicht so sehr Rachegedanken bestimmend waren, sondern der Staat geplant an die Vertreibung heranging. Der Anteil jener, die mit der sich zurückziehenden Wehrmacht flohen, war auch viel geringer als in Jugoslawien (ca. 50.000 Personen). Eine ungarische Regierungsverordnung vom Dezember 1945 sah die Aussiedlung der gesamten deutschen Minderheit vor (Ausnahmen gab es für „antifaschistische Kämpfer“). Einige Angehörige des hohen Klerus erhoben zwar ihre Stimme dagegen, jedoch bestand, so Gerhard Seewann, ein „parteiübergreifender Konsensus“ in Bezug auf die Aussiedlung.[23] Mitte Januar 1946 verließen die ersten Eisenbahntransporte mit Deutschen Ungarn in Richtung Deutschland; dort kamen die Vertriebenen in so elendigem Zustand an, dass die amerikanischen Besatzungsbehörden bei der ungarischen Regierung auf eine Verbesserung der Transportbedingungen drängten, was Ungarn nach zähen Verhandlungen letztlich akzeptierte.[24] Bis November 1946 wurden mehr als 115.000 Deutsche aus Ungarn in die amerikanische Besatzungszone deportiert; ab dann weigerten sich die Westalliierten, weitere Vertriebene aus Ungarn aufzunehmen. Allerdings stimmte die Sowjetunion 1947 einer Aussiedung von rund 50.000 Ungarndeutschen in ihre Besatzungszone, die zukünftige DDR zu, die v. a. in Sachsen Zuflucht fanden.[25]
Neben der permanenten Aussiedlung war die deutsche Minderheit in Ungarn, ähnlich wie jene in Jugoslawien und Rumänien, ebenfalls von Verschleppung zur Zwangsarbeit in der Sowjetunion betroffen. Die Westalliierten hatten nämlich der Sowjetunion zugestanden, als eine Form der Reparationsleistung Deutschlands für die von der Wehrmacht angerichteten Verwüstungen Zivilisten auch aus den deutschen Bevölkerungen Osteuropas für Zwangsarbeit ausheben zu dürfen. Auf dieser Basis wurden im Dezember 1944 und Januar 1945 mehr als 31.000 Männer und Frauen aus Ungarn in die Sowjetunion deportiert (ungarische Historiker geben eine höhere Zahl an), wo sie vor allem im Kohlerevier des Donbass Zwangsarbeit leisten mussten. Arbeitsunfähig gewordene Zwangsarbeiter wurden ab 1945 wieder in ihre Heimat repatriiert; 1949 konnten die letzten ungarndeutschen Zwangsarbeiter zurück. Insgesamt kehrten rund 29.000 verschleppte Ungarndeutsche aus der Sowjetunion heim; einige Tausend hatten die Strapazen der Zwangsarbeit nicht überlebt.[26]
Mehr als die Hälfte der Ungarndeutschen verblieb in Ungarn – auch aufgrund der schlechten Organisation der Vertreibung, des behördlichen Chaos, der unklaren gesetzlichen Vorgaben und der Korruption der lokalen Verwaltung. Sie erhielten ihre bürgerlichen Rechte zurück und konnten im Land bleiben; aufgrund des starken Assimilationsdrucks sank aber die Zahl derer, die sich in der Volkszählung als Deutsche bekannten, auf rund 50.000 im Jahr 1960.
Rumänien
Rumänien schließlich war das einzige Land im östlichen Europa mit einer großen deutschen Minderheit, das von einer Zwangsaussiedlung absah, obwohl es in Regierungskreisen durchaus Überlegungen in diese Richtung gegeben hatte; auch zu „wilden“ Vertreibungen oder anderen Gewaltausbrüchen gegen die deutsche Minderheit kam es am Ende des Krieges nicht. Dies lag wohl nicht nur an dem relativ problemlosen Zusammenleben zwischen rumänischer Mehrheit und deutscher Minderheit in den Siedlungsgebieten der Deutschen in Rumänien (Banat und Siebenbürgen), sondern auch am Verlauf des Krieges: Rumänien war nie von Deutschland besetzt gewesen - im Gegenteil, bis zum Einmarsch der sowjetischen Truppen im August 1944 und einem Regierungswechsel in Bukarest hatte es sich an der Seite Deutschlands am Krieg auf sowjetischem Boden beteiligt (und ab August 1944 auf Seiten der Sowjets am Kampf gegen Nazi-Deutschland). Nicht nur für die politische Elite Rumäniens, sondern auch für weite Teile der Bevölkerung rangierten die Sowjetunion und Ungarn - und damit auch die große ungarische Minderheit im Land - ganz oben auf der Liste der äußeren Bedrohungen. Nach Angaben des Historikers Mathias Beer flüchteten einige Zehntausend Deutsche aus dem rumänischen Banat vor den heranrückenden sowjetischen Truppen; eine großflächige Evakuierung wurde nicht durchgeführt.[27] Die Führung der gleichgeschalteten deutschen „Volksgemeinschaft“ in Rumänien setzte sich ins Reichsgebiet ab.
Allerdings kam es auch in Rumänien zur Deportation von Deutschen zur Zwangsarbeit in der Sowjetunion als Teil der sowjetischen Reparationsforderungen. Im Januar 1945 wurden rund 70.000 deutsche Frauen und Männer ausgehoben und in die Sowjetunion gebracht . Mathias Beer schätzt die Todesrate unter den aus den drei Ländern Südosteuropas verschleppten Zwangsarbeitern auf rund 15 Prozent.[28] Die Leserinnen und Leser des berühmten Romans „Atemschaukel“ der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, der auf den Erfahrungsberichten von Deportierten beruht, werden verstehen, warum so viele der Verschleppten die Zwangsarbeit nicht überlebten, denn die Lebensumstände in den Lagern waren elend und Hunger allgegenwärtig. Darüber hinaus wurden die deutschen Bauern schon 1945 enteignet.[29]
Insgesamt ging aufgrund der Kriegsereignisse auch in Rumänien die Zahl der dort lebenden Deutschen stark zurück: von fast 750.000 vor dem Krieg auf circa 350.000 in der Volkszählung von 1956.[30] Diesen wurde allerdings von der kommunistischen Verfassung Minderheitenrechte zugesichert, was sich etwa in der Existenz muttersprachlichen Unterrichts sowie einer deutschen Presse äußerte – unter Kontrolle der Kommunisten selbstverständlich. In den 1960ern jedoch begann eine permanente Auswanderungsbewegung von Deutschen aus Rumänien, wobei das kommunistische Regime für die Ausreisegenehmigungen Geld von der Bundesrepublik verlangte.
Die Erinnerung an das Schicksal der Deutschen heute
Der heutige Umgang mit dem Thema „Vertreibung der Deutschen“ in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens und Ungarn sowie mit der Deportation von Deutschen in Rumänien ist nicht systematisch untersucht. Generell lässt sich feststellen, dass dieses Thema weit weniger emotionalisiert und politisiert ist als etwa in Polen und der Tschechischen Republik – was aber auch bedeutet, dass es nur auf geringes Interesse in der Öffentlichkeit stößt. In der kollektiven Erinnerung der Gesellschaften der hier behandelten südosteuropäischen Länder ebenso wie in ihrer Geschichtspolitik spielen andere historische Ereignisse eine viel größere Rolle; in Serbien und Kroatien sind es offenkundig der Krieg von 1991 bis 1995 und in Serbien auch der Kosovokrieg von 1999, welche die historischen Debatten prägen, und bezüglich des Zweiten Weltkriegs wird heftig über die Einschätzung von Partisanen sowie von Kollaborateuren debattiert; die Deutschen haben hingegen als Feindbild längst ausgedient. Das gilt auch für Ungarn und noch viel mehr für Rumänien, wo die verbliebene kleine deutsche Gemeinschaft als Vorzeigeminderheit gilt (einer ihrer Sprösslinge, Klaus Johannis aus Hermannstadt/Sibiu, amtiert heute als Staatspräsident).
Mit dem Ende der kommunistischen Herrschaft 1989/1990 hat die Vertreibung der Deutschen (so wie auch andere heikle Fragen) aufgehört, ein Tabuthema zu sein. Im ehemaligen Jugoslawien wurde das Thema von der Presse und dann auch der Geschichtswissenschaft schon Ende der 1980er Jahre entdeckt – die Internierung und Vertreibung der Deutschen wurde als eines von vielen Verbrechen der Kommunisten bei ihrer Machtübernahme beschrieben. Ab den frühen 1990er Jahren erschienen in Serbien, Kroatien und dann auch Slowenien archivbasierte Studien, die detailliert die Verbrechen an den Deutschen und ihre Aussiedlung dokumentierten, ohne öffentliche Skandale zu provozieren. In Serbien etwa passte dies durchaus in das Geschichtsbild des Miloševic-Regimes, das sich von den Kommunisten zumindest rhetorisch abgrenzen wollte. Nur in Slowenien gab es einige öffentliche Kontroversen, hier aber vor allem im Zusammenhang mit Forderungen Österreichs nach der Anerkennung einer österreichischen Minderheit in Slowenien. In der Autonomen Provinz Vojvodina, die Teil Serbiens ist, hat das Provinzparlament vor etwas mehr als zehn Jahren eine offizielle Untersuchung über das Leid der Bevölkerung der Provinz in den letzten Monaten vor und ersten Monaten nach Kriegsende in Auftrag gegeben; Band 6 des Untersuchungsberichts widmet sich den deutschen Opfern.[31]
Nach Informationen des serbischen Historikers Zoran Janjetovic haben organisierte Besuche von Donauschwaben in ihren ehemaligen Heimatorten in den 1990er und frühen 2000er Jahren in einigen Zeitungen zu kritischen Kommentaren geführt, als ob sie ihr enteignetes Land wieder in Besitz nehmen wollten. Andere Medien berichteten aber positiv und äußerten Empathie mit dem Leid der Vertriebenen.[32] Lokale Kommunen sahen in solchen Besuchern ohnehin eher eine Chance für ihre moribunde Wirtschaft. Insgesamt spielt das Thema heute kaum eine Rolle in der Öffentlichkeit in Serbien und ebenso wenig in Kroatien; mit dem Ableben der Erlebnisgeneration wird es regelrecht in Vergessenheit geraten - mit Ausnahme der wissenschaftlichen Forschung, die weiterhin neue Erkenntnisse liefert. Eine deutsche (Minderheiten-)Identität wurde in beiden Ländern entstigmatisiert; nur gibt es trotz der Unterstützung der Bundesrepublik für die Minderheit nurmehr wenige Menschen, die das betrifft: In Serbien identifizierten sich in der letzten Volkszählung (2011) rund 4.000 Menschen als Deutsche (0,06 Prozent der Gesamtbevölkerung). In Kroatien ist der Anteil ähnlich; hier umfasst die Minderheit keine 3.000 Personen mehr.
In Ungarn begann die Abkehr von der Kollektivschuldthese ebenfalls bereits in den 1980er Jahren, und ab 1990 prangerten verschiedene Politiker, unter ihnen der ungarische Staatspräsident, die Vertreibung als Unrecht an.[33] Am 50. Jahrestag der Aussiedlung im Jahr 1996 entschuldigten sich bei Gedenkfeiern ungarische Regierungspolitiker für dieses Unrecht und riefen zur Versöhnung auf. Das ungarische Parlament verabschiedete im Dezember 1993 ein Gesetz zur Rehabilitation und materiellen Entschädigung der in die UdSSR zur Zwangsarbeit verschleppten Deutschen, die einen Zuschlag auf ihre Rente erhielten.[34] Auf lokaler Ebene wurde in den 1990er Jahren eine Reihe von Denkmälern, die an die Vertreibung der Ungarndeutschen erinnern , teils unter Beteiligung hoher Regierungsvertreter, eingeweiht. Gerhard Seewann betont, dass die Aufstellung dieser Denkmäler „mit keinerlei politischer Auseinandersetzung oder gar Konflikten“ verbunden gewesen sei , auch, weil sie auf gegen Ungarn gerichtete Botschaften verzichteten.[35] Die wissenschaftliche Forschung trug – vor allem dank der Arbeiten von Ágnes Tóth – ebenfalls wesentlich dazu bei, dass die Aussiedlung der Deutschen immer seltener als „gerechte Strafe“, sondern als Unrecht dargestellt wurde. Begriffe wie „Vertreibung“ und „Verschleppung“ traten anstelle des weniger gewaltsamen Ausdrucks „Aussiedlung“. 2007 folgte nochmals eine Runde von regierungsamtlichen Entschuldigungen an die Adresse der Ungarndeutschen und ihrer Nachkommen. Wie Gerhard Seewann festhält, wurde die Frage nach den Tätern jedoch wenig thematisiert und die Ursachenforschung ebenfalls nur zaghaft betrieben.[36] Ein die Öffentlichkeit in höherem Maße beschäftigendes Thema war und ist die Erinnerung an die Vertreibung der Ungarndeutschen ohnehin nicht.
In Rumänien ist die Situation insofern anders, als sich hier für die Mehrheitsgesellschaft die Frage nach der Verantwortung ihres Landes für das Schicksal der deutschen Minderheit gar nicht erst stellte, denn die Deportation in die Sowjetunion lag in deren Verantwortung. Vielmehr fügte sich dieses Ereignis gut ein in die offizielle Erinnerungskultur, die nach 1990 stark antisowjetisch und auch zunehmend antikommunistisch ausgerichtet war. Die Deutschen galten somit als eine Opfergruppe des Kommunismus, der Sympathie entgegengebracht wurde – so sprach Staatspräsident Iliescu 1996 von der „Tragödie“ der Deutschen; und ein Jahr später drückte der rumänische Außenminister sein Bedauern für die Deportation der Deutschen in die Sowjetunion und die Behandlung der Minderheit durch die kommunistische Regierung aus.[37] Das Schicksal der deutschen Minderheit fand auch Eingang in rumänische Schulbücher. Angesichts der generell positiven Haltung der Rumänen zur deutschen Minderheit, der sehr engen außenpolitischen Beziehungen Rumäniens zu Deutschland und des Fehlens von historischen Streitpunkten zwischen den beiden Ländern brauchen Forschungs- oder Denkmalaktivitäten in Rumänien, die sich mit dem Schicksal der Rumäniendeutschen beschäftigen, nicht befürchten, in die Mühlen der politischen Auseinandersetzung zu geraten. Ein die öffentliche Debatte bestimmendes Thema ist dies aber gewiss nicht.
Das Verschwinden – durch Flucht, Ermordung, Vertreibung, Internierung, Deportation und danach Auswanderung – großer deutscher Minderheiten in Südosteuropa ist ein Erbe des Zweiten Weltkriegs und der Besatzungspraxis Nazi-Deutschlands. Die hier dargestellten drei Beispiele – Jugoslawien, Ungarn und Rumänien – zeigen jedoch, dass der Prozess der erzwungenen Aussiedlung von Land zu Land unterschiedlich verlief, wobei die Ereignisse der unmittelbaren Kriegszeit ausschlaggebend für die Unterschiede waren. In der Siegernation Jugoslawien, deren Bewohner eine besonders brutale Besatzungsherrschaft zu erleiden gehabt hatten, kam es zu Gewaltexzessen, wilden Vertreibungen und systematischen Internierungen, so dass wenige Jahre nach dem Kriegsende kaum noch Deutsche im Lande übrigblieben. Die Todesrate bei diesen Vorgängen war besonders hoch; ca. 50.000 Deutsche fielen ihnen zwischen Oktober 1944 und März 1948 zum Opfer.[38] In Rumänien, das sich nie unter Besatzungsherrschaft befand, kam es weder zu Massenverfolgung noch Zwangsaussiedlung; allerdings sollte sich in den nächsten Jahrzehnten (und insbesondere nach 1989) die Minderheit aufgrund von Auswanderung nach Deutschland stark ausdünnen, sodass auch sie heute nur mehr ein eingeschränktes Gemeindeleben pflegen kann. Ungarn mit seiner im Vergleich zu Jugoslawien kürzeren deutschen Besatzungsherrschaft lag zwischen diesen beiden Fällen: Hier begann die Nachkriegsregierung, mit Zustimmung der Alliierten die deutsche Minderheit nach Deutschland zu deportieren; als aber im Jahr 1947 diese Aufnahmebereitschaft zuerst in der West- und dann der Ostzone wegfiel, erhielten die verbliebenen Deutschen ihre Bürgerrechte zurück. Allerdings unterlagen sie starkem Assimilationsdruck; nach dem Ende des Kommunismus stieg die Anzahl derer, die bei Volkszählungen „deutsch“ als Nationalität angaben, 2011 auf mehr als 130.000 Personen wieder stark an. Damit sind die Deutschen die zweitgrößte ethnische Minderheit Ungarns.
Aber selbst diese Zahl verdeutlicht den größeren Kontext, zu dem auch die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Südosteuropa gehören: die nationale Homogenisierung der Staaten der Region im 20. Jahrhundert; vielerorts ist Multiethnizität heute in Südosteuropa nurmehr eine historische Erinnerung.
Mit dem Ende der kommunistischen Herrschaft 1989/1990 hat die Vertreibung der Deutschen (so wie auch andere heikle Fragen) aufgehört, ein Tabuthema zu sein. Im ehemaligen Jugoslawien wurde das Thema von der Presse und dann auch der Geschichtswissenschaft schon Ende der 1980er Jahre entdeckt – die Internierung und Vertreibung der Deutschen wurde als eines von vielen Verbrechen der Kommunisten bei ihrer Machtübernahme beschrieben. Ab den frühen 1990er Jahren erschienen in Serbien, Kroatien und dann auch Slowenien archivbasierte Studien, die detailliert die Verbrechen an den Deutschen und ihre Aussiedlung dokumentierten, ohne öffentliche Skandale zu provozieren. In Serbien etwa passte dies durchaus in das Geschichtsbild des Miloševic-Regimes, das sich von den Kommunisten zumindest rhetorisch abgrenzen wollte. Nur in Slowenien gab es einige öffentliche Kontroversen, hier aber vor allem im Zusammenhang mit Forderungen Österreichs nach der Anerkennung einer österreichischen Minderheit in Slowenien. In der Autonomen Provinz Vojvodina, die Teil Serbiens ist, hat das Provinzparlament vor etwas mehr als zehn Jahren eine offizielle Untersuchung über das Leid der Bevölkerung der Provinz in den letzten Monaten vor und ersten Monaten nach Kriegsende in Auftrag gegeben; Band 6 des Untersuchungsberichts widmet sich den deutschen Opfern.[31]
Nach Informationen des serbischen Historikers Zoran Janjetovic haben organisierte Besuche von Donauschwaben in ihren ehemaligen Heimatorten in den 1990er und frühen 2000er Jahren in einigen Zeitungen zu kritischen Kommentaren geführt, als ob sie ihr enteignetes Land wieder in Besitz nehmen wollten. Andere Medien berichteten aber positiv und äußerten Empathie mit dem Leid der Vertriebenen.[32] Lokale Kommunen sahen in solchen Besuchern ohnehin eher eine Chance für ihre moribunde Wirtschaft. Insgesamt spielt das Thema heute kaum eine Rolle in der Öffentlichkeit in Serbien und ebenso wenig in Kroatien; mit dem Ableben der Erlebnisgeneration wird es regelrecht in Vergessenheit geraten - mit Ausnahme der wissenschaftlichen Forschung, die weiterhin neue Erkenntnisse liefert. Eine deutsche (Minderheiten-)Identität wurde in beiden Ländern entstigmatisiert; nur gibt es trotz der Unterstützung der Bundesrepublik für die Minderheit nurmehr wenige Menschen, die das betrifft: In Serbien identifizierten sich in der letzten Volkszählung (2011) rund 4.000 Menschen als Deutsche (0,06 Prozent der Gesamtbevölkerung). In Kroatien ist der Anteil ähnlich; hier umfasst die Minderheit keine 3.000 Personen mehr.
In Ungarn begann die Abkehr von der Kollektivschuldthese ebenfalls bereits in den 1980er Jahren, und ab 1990 prangerten verschiedene Politiker, unter ihnen der ungarische Staatspräsident, die Vertreibung als Unrecht an.[33] Am 50. Jahrestag der Aussiedlung im Jahr 1996 entschuldigten sich bei Gedenkfeiern ungarische Regierungspolitiker für dieses Unrecht und riefen zur Versöhnung auf. Das ungarische Parlament verabschiedete im Dezember 1993 ein Gesetz zur Rehabilitation und materiellen Entschädigung der in die UdSSR zur Zwangsarbeit verschleppten Deutschen, die einen Zuschlag auf ihre Rente erhielten.[34] Auf lokaler Ebene wurde in den 1990er Jahren eine Reihe von Denkmälern, die an die Vertreibung der Ungarndeutschen erinnern , teils unter Beteiligung hoher Regierungsvertreter, eingeweiht. Gerhard Seewann betont, dass die Aufstellung dieser Denkmäler „mit keinerlei politischer Auseinandersetzung oder gar Konflikten“ verbunden gewesen sei , auch, weil sie auf gegen Ungarn gerichtete Botschaften verzichteten.[35] Die wissenschaftliche Forschung trug – vor allem dank der Arbeiten von Ágnes Tóth – ebenfalls wesentlich dazu bei, dass die Aussiedlung der Deutschen immer seltener als „gerechte Strafe“, sondern als Unrecht dargestellt wurde. Begriffe wie „Vertreibung“ und „Verschleppung“ traten anstelle des weniger gewaltsamen Ausdrucks „Aussiedlung“. 2007 folgte nochmals eine Runde von regierungsamtlichen Entschuldigungen an die Adresse der Ungarndeutschen und ihrer Nachkommen. Wie Gerhard Seewann festhält, wurde die Frage nach den Tätern jedoch wenig thematisiert und die Ursachenforschung ebenfalls nur zaghaft betrieben.[36] Ein die Öffentlichkeit in höherem Maße beschäftigendes Thema war und ist die Erinnerung an die Vertreibung der Ungarndeutschen ohnehin nicht.
In Rumänien ist die Situation insofern anders, als sich hier für die Mehrheitsgesellschaft die Frage nach der Verantwortung ihres Landes für das Schicksal der deutschen Minderheit gar nicht erst stellte, denn die Deportation in die Sowjetunion lag in deren Verantwortung. Vielmehr fügte sich dieses Ereignis gut ein in die offizielle Erinnerungskultur, die nach 1990 stark antisowjetisch und auch zunehmend antikommunistisch ausgerichtet war. Die Deutschen galten somit als eine Opfergruppe des Kommunismus, der Sympathie entgegengebracht wurde – so sprach Staatspräsident Iliescu 1996 von der „Tragödie“ der Deutschen; und ein Jahr später drückte der rumänische Außenminister sein Bedauern für die Deportation der Deutschen in die Sowjetunion und die Behandlung der Minderheit durch die kommunistische Regierung aus.[37] Das Schicksal der deutschen Minderheit fand auch Eingang in rumänische Schulbücher. Angesichts der generell positiven Haltung der Rumänen zur deutschen Minderheit, der sehr engen außenpolitischen Beziehungen Rumäniens zu Deutschland und des Fehlens von historischen Streitpunkten zwischen den beiden Ländern brauchen Forschungs- oder Denkmalaktivitäten in Rumänien, die sich mit dem Schicksal der Rumäniendeutschen beschäftigen, nicht befürchten, in die Mühlen der politischen Auseinandersetzung zu geraten. Ein die öffentliche Debatte bestimmendes Thema ist dies aber gewiss nicht.
Das Verschwinden – durch Flucht, Ermordung, Vertreibung, Internierung, Deportation und danach Auswanderung – großer deutscher Minderheiten in Südosteuropa ist ein Erbe des Zweiten Weltkriegs und der Besatzungspraxis Nazi-Deutschlands. Die hier dargestellten drei Beispiele – Jugoslawien, Ungarn und Rumänien – zeigen jedoch, dass der Prozess der erzwungenen Aussiedlung von Land zu Land unterschiedlich verlief, wobei die Ereignisse der unmittelbaren Kriegszeit ausschlaggebend für die Unterschiede waren. In der Siegernation Jugoslawien, deren Bewohner eine besonders brutale Besatzungsherrschaft zu erleiden gehabt hatten, kam es zu Gewaltexzessen, wilden Vertreibungen und systematischen Internierungen, so dass wenige Jahre nach dem Kriegsende kaum noch Deutsche im Lande übrigblieben. Die Todesrate bei diesen Vorgängen war besonders hoch; ca. 50.000 Deutsche fielen ihnen zwischen Oktober 1944 und März 1948 zum Opfer.[38] In Rumänien, das sich nie unter Besatzungsherrschaft befand, kam es weder zu Massenverfolgung noch Zwangsaussiedlung; allerdings sollte sich in den nächsten Jahrzehnten (und insbesondere nach 1989) die Minderheit aufgrund von Auswanderung nach Deutschland stark ausdünnen, sodass auch sie heute nur mehr ein eingeschränktes Gemeindeleben pflegen kann. Ungarn mit seiner im Vergleich zu Jugoslawien kürzeren deutschen Besatzungsherrschaft lag zwischen diesen beiden Fällen: Hier begann die Nachkriegsregierung, mit Zustimmung der Alliierten die deutsche Minderheit nach Deutschland zu deportieren; als aber im Jahr 1947 diese Aufnahmebereitschaft zuerst in der West- und dann der Ostzone wegfiel, erhielten die verbliebenen Deutschen ihre Bürgerrechte zurück. Allerdings unterlagen sie starkem Assimilationsdruck; nach dem Ende des Kommunismus stieg die Anzahl derer, die bei Volkszählungen „deutsch“ als Nationalität angaben, 2011 auf mehr als 130.000 Personen wieder stark an. Damit sind die Deutschen die zweitgrößte ethnische Minderheit Ungarns.
Aber selbst diese Zahl verdeutlicht den größeren Kontext, zu dem auch die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Südosteuropa gehören: die nationale Homogenisierung der Staaten der Region im 20. Jahrhundert; vielerorts ist Multiethnizität heute in Südosteuropa nurmehr eine historische Erinnerung.
Fußnoten
[1] Der Erfahrungsbericht stammt aus dem Jahr 1991 und ist abgedruckt in: Donauschwäbische Kulturstiftung (Hg.): Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien, Bd. II, München, Sindelfingen 1997, S. 798 ff.
[2] Mathias Beer: Flucht und Vertreibung aus Jugoslawien in vergleichender Perspektive: zehn Thesen, in: Vom „Verschwinden“ der deutschsprachigen Minderheiten. Ein schwieriges Kapitel in der Geschichte Jugoslawiens 1941-1955, hg. v. Christian Glass, Ulm/Berlin 2016, S. 140.
[3] Georg Wildmann: Die tieferen Ursachen unserer Vertreibung, in: Leidensweg der Deutschen (wie Anm. 1), S. 29 ff.
[4] Zoran Janjetovic: Between Hitler and Tito. Disappearance of Ethnic Germans from Vojvodina, Belgrad 2000; Vladimir Geiger: Nestanak folksdojcera (Das Verschwinden der Volksdeutschen), Zagreb 1997; Ágnes Tóth: Migrationen in Ungarn 1945–1948. Vertreibung der Ungarndeutschen, Binnenwanderungen und slowakisch-ungarischer Bevölkerungsaustausch, München 2001; Hannelore Baier (Hg.): Tief in Russland bei Stalino. Erinnerungen und Dokumente zur Deportation in die Sowjetunion 1945, Bukarest 2000; Smaranda Vultur (Hg.): Germanii din Banat prin povestirile lor, Bukarest 2000.
[5] Mathias Beer (Hg.): Umsiedlung, Flucht und Vertreibung der Deutschen als internationales Problem. Zur Geschichte eines europäischen Irrwegs, Stuttgart 2009; ders.: Flucht und Vertreibung der Deutschen. Voraussetzungen, Verlauf, Folgen, München 2011; ders. (Hg.): Krieg und Zwangsmigration in Südosteuropa 1940–1950. Pläne, Umsetzung, Folgen, Stuttgart 2019; Gerhard Seewann: Geschichte der Deutschen in Ungarn, Marburg 2012; Michael Portmann: Die kommunistische Revolution in der Vojvodina 1944–1952, Wien 2008; Carl Bethke: Von der „Umsiedlung“ zur „Aussiedlung“. Zur destruktiven Dynamik „ethnischer Flurbereiniung“ am Bespiel der Deutschen in Bosnien und Kroatien 1941–1948, in: Vom Faschismus zum Stalinismus: deutsche und andere Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1941–1953, hg. v. Mariana Hausleitner, München 2008, S. 23 ff. S. auch Christian Glass (Hg.): Vom „Verschwinden“ der deutschsprachigen Minderheiten. Ein schwieriges Kapitel in der Geschichte Jugoslawiens 1941-1955, Ulm/Berlin 2016.
[6] Detlef Brandes/Holm Sundhaussen/ Stefan Troebst (Hg.): Lexikon der Vertreibungen. Deportation, Zwangsaussiedlung und ethnische Säuberung im Europa des 20. Jahrhunderts, Wien/Köln/Weimar 2010.
[7] Vgl. Beer: Flucht und Vertreibung (wie Anm. 2), S. 38 ff.
[8] Vgl. Philipp Ther: Die dunkle Seite der Nationalstaaten. „Ethnische Säuberungen“ im modernen Europa, Göttingen 2011; Brandes u.a., Lexikon der Vertreibungen (wie Anm. 6).
[9] Thomas Casagrande: Die volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“. Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen, Frankfurt am Main 2003.
[10] Portmann (wie Anm. 5), S. 232.
[11] Zoran Janjetovic: Feinde der Nation. Ausweisungen aus Serbien am Ende des Zweiten Weltkriegs, in: Krieg und Zwangsmigration in Südosteuropa 1940-1950, hg. v. Mathias Beer (wie Anm. 4), S. 192. Zu Jugoslawien vgl. Glass (wie Anm. 2); Das Schicksal der Deutschen in Jugoslawien, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, Band V, Düsseldorf 1961.
[12] Beer (wie Anm. 2), S. 90.
[13] Mitja Ferenc: Das Schicksal der deutschen Minderheit in Slowenien nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Vom „Verschwinden“ der deutschsprachigen Minderheiten (wie Anm. 2), S. 86.
[14] Michael Portmann: Die donauschwäbische Bevölkerung in der Vojvodina: Flucht, Internierung und Aussiedlungspolitik (1944–1954), in: Vom „Verschwinden“ der deutschsprachigen Minderheiten (wie Anm. 2), S. 97.
[15] Michael Portmann: Flucht, Internierung, „Abschub“ und Wiederbesiedlung. Zwangsmigrationen und Bevölkerungsaustausch in der Vojvodina 1944-1948, in: Krieg und Zwangsmigration in Südosteuropa 1940-1950, hg. v. Mathias Beer (wie Anm. 4), S. 227; Ferenc (wie Anm. 13), S. 90.
[16] Portmann (wie Anm. 15), S. 228.
[17] Portmann (wie Anm. 14), S. 101.
[18] Janjetovic (wie Anm. 11), S. 198; Beer (wie Anm. 2), S. 145.
[19] Portmann (wie Anm. 15), S. 231.
[20] Ferenc (wie Anm. 13), S. 88 f.
[21] Portmann (wie Anm. 14), S. 102.
[22] Seewann (wie Anm. 5), S. 339.
[23] Ebd., S. 343.
[24] Beer (wie Anm. 4), S. 95.
[25] Ágnes Tóth: Zwangsmigration und Machtumstrukturierung in Ungarn 1944-1948, in: Krieg und Zwangsmigration in Südosteuropa 1940-1950, hg. v. Mathias Beer (wie Anm. 4), S. 258.
[26] Lexikon der Vertreibungen (wie Anm. 6), S. 182; Toth (wie Anm. 25), S. 250 f.
[27] Beer, Flucht und Vertreibung (wie Anm. 5), S. 88.
[28] Ebd., S. 89.
[29] Beer (wie Anm. 2), S. 141.
[30] Cristian Cercel: Rumänien, in: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2013. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/53708.html [Stand 09.09.2020].
[31] Na putu ka istina (Auf dem Weg zur Wahrheit), Bd. VI, Novi Sad 2009.
[32] Informationen von Zoran Janjetovic per Email an den Autor.
[33] Seewann (wie Anm. 5), S. 354.
[34] Lexikon der Vertreibungen (wie Anm. 5), S. 182 f.
[35] Seewann (wie Anm. 5), S. 361.
[36] Ebd., S. 358 f.
[37] Cristian Cercel: Memory Discourses on the Deportation of Romanian Germans to the Soviet Union in a Transnational and Transcultural Context, in: CAS Sofia Working Paper Series, Nr. 8 (2016), S. 12 f., https://www.ceeol.com/search/article-detail?id=479348 [Stand: 15.09.2020].
[38] Beer (wie Anm. 2), S. 145.
[2] Mathias Beer: Flucht und Vertreibung aus Jugoslawien in vergleichender Perspektive: zehn Thesen, in: Vom „Verschwinden“ der deutschsprachigen Minderheiten. Ein schwieriges Kapitel in der Geschichte Jugoslawiens 1941-1955, hg. v. Christian Glass, Ulm/Berlin 2016, S. 140.
[3] Georg Wildmann: Die tieferen Ursachen unserer Vertreibung, in: Leidensweg der Deutschen (wie Anm. 1), S. 29 ff.
[4] Zoran Janjetovic: Between Hitler and Tito. Disappearance of Ethnic Germans from Vojvodina, Belgrad 2000; Vladimir Geiger: Nestanak folksdojcera (Das Verschwinden der Volksdeutschen), Zagreb 1997; Ágnes Tóth: Migrationen in Ungarn 1945–1948. Vertreibung der Ungarndeutschen, Binnenwanderungen und slowakisch-ungarischer Bevölkerungsaustausch, München 2001; Hannelore Baier (Hg.): Tief in Russland bei Stalino. Erinnerungen und Dokumente zur Deportation in die Sowjetunion 1945, Bukarest 2000; Smaranda Vultur (Hg.): Germanii din Banat prin povestirile lor, Bukarest 2000.
[5] Mathias Beer (Hg.): Umsiedlung, Flucht und Vertreibung der Deutschen als internationales Problem. Zur Geschichte eines europäischen Irrwegs, Stuttgart 2009; ders.: Flucht und Vertreibung der Deutschen. Voraussetzungen, Verlauf, Folgen, München 2011; ders. (Hg.): Krieg und Zwangsmigration in Südosteuropa 1940–1950. Pläne, Umsetzung, Folgen, Stuttgart 2019; Gerhard Seewann: Geschichte der Deutschen in Ungarn, Marburg 2012; Michael Portmann: Die kommunistische Revolution in der Vojvodina 1944–1952, Wien 2008; Carl Bethke: Von der „Umsiedlung“ zur „Aussiedlung“. Zur destruktiven Dynamik „ethnischer Flurbereiniung“ am Bespiel der Deutschen in Bosnien und Kroatien 1941–1948, in: Vom Faschismus zum Stalinismus: deutsche und andere Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1941–1953, hg. v. Mariana Hausleitner, München 2008, S. 23 ff. S. auch Christian Glass (Hg.): Vom „Verschwinden“ der deutschsprachigen Minderheiten. Ein schwieriges Kapitel in der Geschichte Jugoslawiens 1941-1955, Ulm/Berlin 2016.
[6] Detlef Brandes/Holm Sundhaussen/ Stefan Troebst (Hg.): Lexikon der Vertreibungen. Deportation, Zwangsaussiedlung und ethnische Säuberung im Europa des 20. Jahrhunderts, Wien/Köln/Weimar 2010.
[7] Vgl. Beer: Flucht und Vertreibung (wie Anm. 2), S. 38 ff.
[8] Vgl. Philipp Ther: Die dunkle Seite der Nationalstaaten. „Ethnische Säuberungen“ im modernen Europa, Göttingen 2011; Brandes u.a., Lexikon der Vertreibungen (wie Anm. 6).
[9] Thomas Casagrande: Die volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“. Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen, Frankfurt am Main 2003.
[10] Portmann (wie Anm. 5), S. 232.
[11] Zoran Janjetovic: Feinde der Nation. Ausweisungen aus Serbien am Ende des Zweiten Weltkriegs, in: Krieg und Zwangsmigration in Südosteuropa 1940-1950, hg. v. Mathias Beer (wie Anm. 4), S. 192. Zu Jugoslawien vgl. Glass (wie Anm. 2); Das Schicksal der Deutschen in Jugoslawien, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, Band V, Düsseldorf 1961.
[12] Beer (wie Anm. 2), S. 90.
[13] Mitja Ferenc: Das Schicksal der deutschen Minderheit in Slowenien nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Vom „Verschwinden“ der deutschsprachigen Minderheiten (wie Anm. 2), S. 86.
[14] Michael Portmann: Die donauschwäbische Bevölkerung in der Vojvodina: Flucht, Internierung und Aussiedlungspolitik (1944–1954), in: Vom „Verschwinden“ der deutschsprachigen Minderheiten (wie Anm. 2), S. 97.
[15] Michael Portmann: Flucht, Internierung, „Abschub“ und Wiederbesiedlung. Zwangsmigrationen und Bevölkerungsaustausch in der Vojvodina 1944-1948, in: Krieg und Zwangsmigration in Südosteuropa 1940-1950, hg. v. Mathias Beer (wie Anm. 4), S. 227; Ferenc (wie Anm. 13), S. 90.
[16] Portmann (wie Anm. 15), S. 228.
[17] Portmann (wie Anm. 14), S. 101.
[18] Janjetovic (wie Anm. 11), S. 198; Beer (wie Anm. 2), S. 145.
[19] Portmann (wie Anm. 15), S. 231.
[20] Ferenc (wie Anm. 13), S. 88 f.
[21] Portmann (wie Anm. 14), S. 102.
[22] Seewann (wie Anm. 5), S. 339.
[23] Ebd., S. 343.
[24] Beer (wie Anm. 4), S. 95.
[25] Ágnes Tóth: Zwangsmigration und Machtumstrukturierung in Ungarn 1944-1948, in: Krieg und Zwangsmigration in Südosteuropa 1940-1950, hg. v. Mathias Beer (wie Anm. 4), S. 258.
[26] Lexikon der Vertreibungen (wie Anm. 6), S. 182; Toth (wie Anm. 25), S. 250 f.
[27] Beer, Flucht und Vertreibung (wie Anm. 5), S. 88.
[28] Ebd., S. 89.
[29] Beer (wie Anm. 2), S. 141.
[30] Cristian Cercel: Rumänien, in: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2013. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/53708.html [Stand 09.09.2020].
[31] Na putu ka istina (Auf dem Weg zur Wahrheit), Bd. VI, Novi Sad 2009.
[32] Informationen von Zoran Janjetovic per Email an den Autor.
[33] Seewann (wie Anm. 5), S. 354.
[34] Lexikon der Vertreibungen (wie Anm. 5), S. 182 f.
[35] Seewann (wie Anm. 5), S. 361.
[36] Ebd., S. 358 f.
[37] Cristian Cercel: Memory Discourses on the Deportation of Romanian Germans to the Soviet Union in a Transnational and Transcultural Context, in: CAS Sofia Working Paper Series, Nr. 8 (2016), S. 12 f., https://www.ceeol.com/search/article-detail?id=479348 [Stand: 15.09.2020].
[38] Beer (wie Anm. 2), S. 145.